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Verlag von Max Cohen & Sohn (Fr. Cohen)

1882.

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Ueber die Anwendung der Thymolsäure als Wurmmittel in der
Anchylostomen-Anaemie.

Mittheilung von Prof. C. Bozzolo,

Director der Propädeutischen Klinik zu Turin.

In diesem Centralblatt (No. 45) habe ich eine kurze Notiz ge-
geben über die Wirksamkeit des Doliarins gegen Anchylostoma
duodenale. Da man heutzutage das Extract. filicis maris, das
Doliarin, das Santonin unter Umständen gegen Anchylostoma mehr
weniger activ gefunden hat, lässt es sich vermuthen, dass noch andere
Substanzen gegen diese Parasiten wirksam sein können.

Nach meinen früheren Beobachtungen bin ich zur Ueberzeugung
gekommen, dass man die zu versuchenden Substanzen in relativ grossen
Dosen, und in einer Form darreichen soll, welche ihnen gestattet,
gänzlich oder grösstentheils in den Darm zu gelangen, um dort mit
den gefährlichen Gästen in Berührung zu kommen.

Aus diesem Grunde versuchte ich wieder die von mir vor einigen Jahren vergeblich angewandte Thymolsäure.

Ich liess das Thymol pulverförmig (in Oblaten) in Dosen von 2 bis 10 Grammen pro die, drei-, vier-, sechsmal täglich nehmen.

Um eine ziemlich concentrirte Lösung im Darm davon hervorzubringen, lasse ich den Kranken eine bestimmte Zeit nach der Darreichung des Thymols etwas verdünnten Branntwein trinken.

In diesen hohen Dosen wird die Arznei gut ertragen; die grössten damit erzeugten Beschwerden sind: Durst, ein unbeständiges Gefühl von Magenbrennen, manchmal Kopfschwere, eine gewisse Schwierigkeit im Urinlassen am Anfange, ein leichtes Brennen längs der Harnröhre während des Durchganges des Urins.

Ich liess sechs mit Anchylostomen behaftete Kranke meiner Klinik das Thymol nehmen. In den Fäces aller dieser Kranken ohne Ausnahme konnte man eine mehr weniger grosse Menge Anchylostomen finden. In den verschiedenen Ausleerungen eines Kranken, welche man nach der Darreichung der verschiedenen Dosen des Remediums untersuchte, zählte man zusammen mehr als 300 Anchylostomen.

In einem sehr schweren Fall, in welchem die Darreichung des Extractum filicis maris gleich darauf Erbrechen hervorbrachte, so dass die Anwendung desselben unmöglich war, wurde die Thymolsäure zu 10 Grammen gut ertragen, und gab vortrefflichen Erfolg, indem in zwei Entleerungen, welche der Darreichung der ersten Dosis des Thymols folgten, mehr als 400 Anchylostomen gefunden wurden.

1. Godnew, Zur Kenntniss der recurrenten Form des Scharlachs. (Medicinsky Westnik 1881. No. 4.)

Verf. theilt folgende Krankengeshichte mit. M. erkrankte am 23. Nov. v. J. an Schüttelfrost, Hitze und Kopfschmerzen; Tags darauf trat allgemeine Schwäche und Schmerzen im Halse ein, gegen Abend Drüsenschwellung am Halse. Am 3. Tage Temp. 39,5, der weiche Gaumen, Uvula, Tonsillen geschwellt, gleichmässig geröthet; am Halse, Brust und Schultern rothe Flecken, die aus dichten, bis stecknadelknopfgrossen Puncten, in gleichem Abstande von einander, bestanden; Gesicht frei. Später bildeten sich am Gaumen kleine eiternde Excoriationen, an den Tonsillen kleine, stecknadelknopfgrosse Geschwürchen; an oben benannten Hautstellen trat diffuse Röthe ein, geringe Milzschwellung; etwas Eiweiss im Urin. Am 5. Tage letzte Temperatursteigerung 38,95. Das Exanthem blasste in den nächsten Tagen ab; Patient erholte sich. Am 15. Tage Schüttelfrost, Temp. 38,4; Tags darauf 39,3, abermalige Schmerzen und hyperaemische Röthe im Rachen; Temp. stieg auf 41,00, Delirien. - 2 Tage darauf scharlachrothe confluirende, den früheren ähnliche, Flecken am Körper, mit Ausnahme des Gesichts; in darauf folgenden Tagen hohe Temperatur, 39,0540,08, Puls 125, bedeutende an diphtheritische Affection erinnernde Erscheinungen im Rachen. Am 6. Tage Temperaturabfall, Exanthem wurde blasser. Vom 10. Tage an Abschilferung von grossen

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mem

branösen Oberhautfetzen; am 18. Tage Rachen frei, am 15. Patient entlassen.

Es waren also zwei nacheinander folgende Scharlacherkrankungen, denn das Fehlen der Conjunctival hyperaemie und das von Exanthem freigebliebene Gesicht, äusserst prägnante Röthe des Exanthems, diffuse Verbreitung desselben und Confluenz der Flecken, die Dauer des Eruptionsstadiums, membranöse Schuppen, das erste Auftreten des Exanthems am Halse, die hohen Temperaturen im Eruptionsstadium sprechen für Scharlach und gegen die Verwechselung mit Rötheln. Zwischen beiden Erkrankungen war der Zeitraum zu kurz, um eine abermalige Scharlachinfection anzunehmen, denn eine solche ist in so kurzer Zeie nie beobachtet worden. Für ein Recidiv ist es auch nicht anzusehen; dann müsste die abermalige Erkrankung noch vor dem Ablauf der Thomas ersten eingetreten sein, was dieses mal nicht der Fall war. hält derartige Krankheitsbilder für Combination des Scharlachs mit febris recurrens, aber G. verwirft diese Auffassung für seinen Fall vollständig, da eine mehrmalige Untersuchung des Blutes auf Spyrochäten sich immer als negativ erwiesen hat. Desshalb glaubt G. hier die sogenannte recurrente Form des Scharlachs beobachtet zu haben, die schon früher von Dr. Trojanofsky beschrieben worden ist

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Krusenstern (Petersburg).

2. Bericht über die Ruhrkranken des Kaiser Alexander-GardeGrenadier-Regiments No. 1 während ihrer Behandlung im Garnison-Lazareth No. 1. (Aus den Acten des Königl. Kriegs-Ministeriums. Deutsche Militärärztliche Zeitschrift 1881. Heft 1.)

Im Ganzen erkrankten in dem Zeitraum vom 1.-25. Juli 1880 44 Mann an Ruhr, wovon nur einer starb. Die Krankheit erlosch nach sorgfältiger Desinfection der Latrinen.

Nach dem Berichte des Stabsarztes Dr. Zunker trugen die Erkrankungen die Kennzeichen der infectiösen, also diphtheritischen Natur. Bei allen Kranken fanden sich Symptome der Allgemeinerkrankung, Fieber, hoher Schwächegrad besonders in der Herzthätigkeit, bei schwereren Fällen Milzschwellung und als Complication auftretende Erkrankung grösserer Gelenke. Entleerungen aus dem Mastdarm sehr reichlich, microscopisch ohne besonderen Befund. Behandlungsdauer 1-6 Wochen. Die Höhe des Fiebers und der Allgemeinerkrankung entspricht nicht der Ausbreitung des Prozesses im Darm, dafür bietet uns die Zahl und Art der Entleerungen Anhaltspunkte, denn die Resorption fauliger Substanzen, welche im Darm selbst aus den mortificirten Gewebstheilen gebildet werden", bedingt die Allgemeinerscheinungen.

Therapie: Jeder Kranke bekam sofort 30-50 gr. Ricinusöl, etwas später 1,5 gr. Colamel refr. dosi zu 0,25, letzteres um die Fäulnissfähigkeit des Darminhaltes herabzusetzen, und am Schluss des ersten Tages noch einmal 30 gr. Ricinusöl. Ferner wurde der Dickdarm selbst ausgespült und dadurch gewaltige Schleimmassen entleert.

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