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DR. HENRY L. WAGNER

DIE

OTITISCHEN ERKRANKUNGEN

DES

HIRNS, DER HIRNHÄUTE UND DER BLUTLEITER.

VON

DR. OTTO KÖRNER,

O. Ö. PROFESSOR DER MEDIZIN, DIREKTOR DER KLINIK UND POLIKLINIK FÜR OHREN- UND
KEHLKOPFKRANKE IN ROSTOCK.

VIERTE, DURCH NACHTRÄGE ERGÄNZTE AUSGABE.

MIT 5 TAFELN UND 1 TEXTABBILDUNG.

WIESBADEN.

VERLAG VON J. F. BERGMANN.

1908.

Nachdruck verboten.

Übersetzungen, auch ins Ungarische, vorbehalten.

Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg.

772 1756

Vorwort zur ersten Auflage, 1893,

von

Ernst von Bergmann †.

Dem Verfasser danke ich die Erlaubnis, dem vorliegenden Buche einige Worte der Begrüssung und Einleitung mit auf seinen Weg zu geben. Als ich vor wenigen Jahren den Versuch machte, das, was die operative Chirurgie in der Behandlung von Hirnkrankheiten geleistet hatte, zusammenzufassen, war das betreffende Gebiet nur wenig angebaut. Heute bezeugt es überall den Fleiss und die fortschreitende Vertiefung der Chirurgen in anatomisch-physiologischen Fragen. Die Aufgaben sind gewachsen, die Indikationen im Lichte einer wissenschaftlichen Kritik gereift und geläutert worden und die Errungenschaften wenigstens auf einem Gebiete, dem der Behandlung durch Ohrenkrankheiten erzeugter Hirnabscesse, geradezu glänzende. Das beweisen die nachfolgenden Blätter. Was das Buch enthält, fördert sehr wesentlich unsere Kenntnis dieser Hirnabscesse. Kaum ist heute in der praktischen Chirurgie eine Frage aufgeworfen, so findet sie auch ihre Antwort, denn in gleicher Weise arbeitet an ihr der Arzt am Mississippi und am Main. Es ist die nämliche naturwissenschaftliche Methode, welche die Ärzte durchdrungen hat, und die Schnelligkeit der Mitteilungen trägt das, was der eine errungen, sofort auch dem anderen zu. Neben der eigenen Erfahrung bietet sich so dem sammelnden und sichtenden Schriftsteller augenblicklich die der gesamten medizinischen Welt.

Je mehr der Spezialarzt sein Fach beherrscht, desto mehr drängt es ihn, die Beziehungen desselben zur Gesamtmedizin zu pflegen. Ursprünglich haben der Technik wegen die Spezialfächer von dem gemeinsamen Stamme sich abgezweigt. Je mehr sie sich aber entwickelten, desto enger

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schlossen sie sich wieder an den Stamm. Was die vervollkommneten Methoden der Untersuchung und Behandlung hier Neues erwerben liessen, brachten sie dem Mutterboden zurück und gewannen dadurch neue Triebe und Impulse von diesem. Der Ohrenarzt ist wieder Chirurg geworden, wie er einst aus dem Schosse der Chirurgie hervorging. Das zeigt diese neueste Bearbeitung der Folgen von Eiterungen im Mittelohre in schönster Weise. Von allgemein anatomisch-physiologischer Grundlage geht sie aus und mit der Empfehlung einer Operation, die nur möglich ist durch die Ausnützung aller chirurgischen Erfahrungen, die bei Eröffnung des Schädels gemacht und gewonnen worden sind, endet sie. Der Vorwurf des Spezialisten steht mitten wieder im Wissen und Können des Arztes, welcher der ungeteilten und unteilbaren Medizin sich widmet. Es hat mich bei dem Durchlesen der Druckbogen aufrichtig gefreut, diesen Entwickelungsgang des Spezialarztes verfolgen zu dürfen.

Die Hirnchirurgie hat ja noch andere Aufgaben als die Behandlung des otitischen Hirnabscesses. Allein keine ist für den unmittelbaren Erfolg, die schnelle, sichere und bleibende Heilung des Kranken, so wichtig wie diese. Es ist daher ein grosses Verdienst, das der Verfasser sich durch seine mühevolle Arbeit erworben hat. Der praktische Arzt, der vor die lebenswichtige Entscheidung gerade bei den hier bearbeiteten Krankheiten unerwartet und plötzlich gestellt werden kann, wird es ihm danken, dass er in klar übersichtlicher und doch auch gründlich ausführlicher Weise sich in dem, hiermit warm empfohlenen, Buche orientieren kann.

Berlin, im November 1893.

Vorwort des Verfassers zur dritten Auflage.

In dem Vorworte zu einem bekannten Reisehandbuche findet sich die treffende Bemerkung, nichts sei verkehrter, als nach einer veralteten Auflage zu reisen, denn eine einzige nicht mehr richtige Angabe oder der Mangel einer solchen könne Nachteile mancherlei Art und bittere Reue über unangebrachte Sparsamkeit im Gefolge haben.

Auch wer den verborgenen Weg des Eiters aus den Hohlräumen des Schläfenbeines in das Schädelinnere verfolgen will, bedarf eines zuverlässigen, nicht veralteten Führers, der ihn auf dem sichersten Pfade zu dem erstrebten Ziele geleitet. Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage dieses Buches (1896) sind manche alten Pfade verlassen und neue geebnet worden. In wenigen Gebieten der Heilkunde dürfen in kurzer Zeit so namhafte Fortschritte unseres Wissens und Könnens verzeichnet werden, und in keinem haben sich die Vertreter der verschiedensten Fächer zu gemeinsamer Arbeit verbunden wie in dem der otitischen Erkrankungen des Hirns, der Hirnhäute und der Blutleiter. Besonders die Ohrenärzte, Chirurgen und Neurologen haben ihren Fleiss dem, ihnen allen günstig gelegenen Gebiete zugewendet, und manche Frucht ihrer Arbeit kommt auch den Augenärzten zugute.

Schon äusserlich lässt sich der Zuwachs unseres Wissens in der vorliegenden dritten Auflage leicht erkennen. Die Seitenzahl des Buches ist, trotz vieler erheblicher Kürzungen, von 161 auf 205 gestiegen und das Autorenregister weist 513 Namen auf gegen 320 in der zweiten Auflage. Die Zahl der operierten Hirnabscesse ist von 92 auf 267, die der operierten Sinusphlebitiden von 79 auf 314 gestiegen. Kaum eine Seite des Buches durfte unverändert bleiben; nicht wenige Abschnitte, wie z. B. der über die Meningitis serosa und der über die sogenannte Osteophlebitispyämie, mussten gänzlich umgearbeitet werden und andere, wie z. B. der über den

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