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Zu einem abschliessenden Gesammturtheil über den Werth der Methode, sei es bei chronischen Nervenkrankheiten überhaupt, sei es auch nur bei Tabes dorsalis, fühlen wir uns einstweilen noch nicht veranlasst. Dazu ist die Beobachtungszeit noch zu kurz, die Erfahrung auch bei eventueller Hinzunahme der in der Privatpraxis erhaltenen, durchschnittlich etwas besseren Ergebnisse noch nicht hinreichend. Indessen soviel lässt sich wohl schon jetzt mit einiger Sicherheit aussprechen, dass die Methode weder als ganz werthlos zu betrachten ist, noch auch andererseits geeignet ist, sehr weitgehende Erwartungen, wie sie anfangs auf Grund der erst erschienenen Mittheilungen vielfach gehegt werden mochten, nachhaltig zu befriedigen. Sie mag speciell in der,,Therapie" (sit venia verbo!) der Tabes dorsalis vielleicht ihren Platz neben anderen üblichen Heilverfahren, den Thermal- und Soolbädern, der Hydrotherapie, Elektrotherapie etc. behaupten; einen durchgreifenden Vorzug vor diesen Methoden wird man ihr schwerlich zu vindiciren in der Lage sein. Unter unseren Tabeskranken waren und sind doch nicht wenige, welche sich bei der elektrischen Behandlung im Allgemeinen besser zu befinden glaubten, als bei der Suspension, und mit grosser Befriedigung wieder zu jener zeitweise unterbrochenen Behandlungsweise zurückkehrten. Was schliesslich die Wirkungsweise der Suspension betrifft, so hat bereits MOTCHUTKOWSKY (a. a. O.) sich mit Bestimmtheit dahin ausgesprochen, dass dieselbe auf der geübten Dehnung des Körpers, und speciell der Wirbelsäule, beruhe; er hat experimentell am Cadaver nach Anlegung des Sayre'schen Corsets eine Verlängerung der Wirbelsäule (vom 2. Hals- bis 4. Lendenwirbel) um 21 cm, des ganzen Körpers um 6 cm nachweisen zu können geglaubt. Ausser der directen Nervendehnung soll nach M. auch die Dehnung der grossen Arterienstämme und Erhöhung des Blutdrucks in denselben in Betracht kommen, welche sich durch Beschleunigung der Respiration und Herzthätigkeit geltend machen soll; eine Erscheinung, die jedoch unseren Beobachtungen zufolge keineswegs constant, vielmehr nur ausnahmsweise bei der Suspension vorkommt. Es scheint uns verfrüht, sich in Speculationen über die Art des Zustandekommens der vermeintlichen Heilwirkungen zu verlieren, so lange noch so wenig Thatsächliches über diese Heilwirkungen selbst beigebracht ist. Nur der Meinung müssen wir von vornherein entgegentreten, als ob bei den beobachteten symptomatischen Besserungen auch der psychische Factor" als solcher eine irgendwie erhebliche Rolle spielte. Wenn letzteres der Fall war, so geschah es im Ganzen eher zu Ungunsten als zu Gunsten der neuen Methode, an die unser kritisch gestimmtes und etwas verwöhntes poliklinisches Publikum zum überwiegenden Theile keineswegs mit naivem Enthusiasmus, vielmehr nicht ohne ein gewisses Misstrauen und mit der dem Berlinerthum eigenen ironisirenden Skepsis halb widerwillig heranging. Dabei soll nicht in Abrede gestellt werden, dass einer oder der andere von den Tabeskranken, welche ja vielfach zu optimistischer Auffassung geneigt sind, diese auch auf das neue Mittel übertragen haben mag; das Gesammtresultat wurde aber durch eine derartige Prädisposition nicht nachhaltig beeinflusst.

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2. Eine traumatische Neurose mit Sectionsbefund.

Von Dr. Sperling und Dr. Kronthal.

(Aus der Poliklinik für Nervenkrankheiten von Prof. EULENBURG u. Prof. MENDEL und aus dem Laboratorium von Prof. MENDEL.)

I. Klinischer Theil (Dr. SPERLING).

Der Fall ist kurz folgender:

Auf einer kleinen Eisenbahn-Station in der Nähe von Berlin fährt am 29. Juli 1884 eine Maschine heftig auf einen stehenden Zug. Ein in einem Bremsthurm des letztern sitzender Bremser (Fr. Sc., damals 42 Jahre alt) wird durch den Zusammenstoss von seinem Sitz mit Brust und Bauch gegen die Bremskurbel geschleudert, so dass bei dieser Bewegung auch die Stirn mit der vorderen Bremsturmwand in mehr oder weniger nahe Berührung kommt.

Dieser Erschütterung folgt eine Ohnmacht, aus welcher Sc. erst auf der weiteren Fahrt durch die vielen auf dieser Strecke gegebenen Signale der Dampfpfeife erweckt wird.

Wenige Stunden nach dem Unfall wird ärztlicherseits eine Hauterosion über der rechten Stirnhälfte, sowie eine Quetschung der Magen- und Lebergegend constatirt, wobei zu bemerken ist, dass S. erst durch einen Beamten, der auf seiner Stirn Blut bemerkt hatte, zum Aufsuchen des Arztes veranlasst worden ist. Im Uebrigen will S. zu dieser Zeit nur über eine allgemeine Mattigkeit zu klagen gehabt haben.

Es dauert indess nur wenige Wochen, da treten mannigfache Beschwerden auf, welche mit leichtem Wechsel bald zum bessern, bald zum schlechtern Zustand geführt und sich mit Ausnahme eines längern Zeitraums im Wesentlichen bis zu seinem Tode erhalten haben.

Bevor auf eine genauere Schilderung derselben eingegangen wird, bedürfen noch zwei Punkte einer Feststellung.

Der erste betrifft die Frage der Heftigkeit des erwähnten Zusammenstosses. Da die Aussagen des Verletzten und der Zeugen sich widersprechen, so ist eine Maassangabe für denselben unmöglich. Jedenfalls ist nicht etwa ein Wagen dabei zertrümmert, oder sonst eine Beschädigung von Menschen und Material vorgekommen. Zusammenstösse solcher Art, wie im vorliegenden Falle, sollen bei Rangirbewegungen sich nicht vermeiden lassen.

Der zweite Punkt betrifft die Heredität. Weder Eltern noch Verwandte sollen an Nervenkrankheiten, oder an Schwindsucht, Rheumatismus, Gicht etc. gelitten haben. Auch Abusus spirit. soll in der Familie nicht geübt worden sein. Auf eine neuropathologische Anlage kann auch aus den von ihm durchgemachten Krankheiten nicht geschlossen werden, wenn man nicht der nach dem Kriege erworbenen „,Schenkellähmung" (Ischias?) und den späteren,,Rheumatismen" besondere Wichtigkeit beimessen will. S. soll schon immer leicht erregbar, zuweilen jähzornig gewesen sein und sich häufig gegen Vorgesetzte störrisch und widerspenstig gezeigt haben.

Unter seinen Klagen steht obenan die psychische Depression, eine melancholische Gemüthsstimmung, welche den Kranken nur selten verlässt und auch nach vollkommner Befriedigung seiner Ansprüche und Sicherstellung seiner Familie durch den Fiscus keine merkliche Verminderung erfährt.

Er ist unlustig zu jeder Arbeit, apathisch gegen viele Eindrücke, die ihm sonst Interesse erweckt haben, andererseits sehr erregbar durch kleine häusliche Vorfälle, die ihn sonst kalt gelassen haben. Die Erinnerung an den gehabten Eisenbahnunfall macht sich häufig geltend. Sobald er unter einem Stadtbahnbogen geht, und über ihm gerade ein Zug hinwegfährt, so schrickt er zusammen, wird bleich, seine Gedanken verwirren sich, er empfindet einen Schmerz in der Herzgrube, welcher zum Halse emporsteigt und das Gefühl des Erwürgtwerdens hervorbringt. Auch in das Traumleben gehen diese Erinnerungen über, um bald mit Hallucinationen von bösen Verwandten, die ihn bedrängen, von Todtenschädeln etc. abzuwechseln und so mehr oder weniger den Schlaf zu beunruhigen.

Eine weitere Reihe von Klagen sind körperlicher Natur: Kopfschmerz über der Stirn, der sich bei gewissen Anstrengungen und Erregungen bis zum Nacken, ja selbst bis in den Rücken fortsetzt, kribbelnde Gefühle bald in den Händen, bald in den Füssen, Ohrensausen und Ohrenschmerzen, Augenflimmern, welches sich besonders bei jedem Versuch zu lesen bemerkbar macht.

Auch über eine allgemeine körperliche Schwäche und Hinfälligkeit wird von S. geklagt, welche sich selbst bei der leichtesten Arbeit in baldiger Erschöpfung, Zittern im ganzen Körper, kundgiebt.

Als ich im Februar 1885 die erste Untersuchung des S. vornahm, fand ich im Gebiet der Psyche eine ganz erhebliche Herabsetzung von Intelligenz und Gedächtniss, was Pat. selber schon bemerkt hatte.

Auffallend war beim äussern Anblick eine gewisse Starre der Augen und der Gesichtszüge, die trotzdem beim Sprechen eine besonders lebhafte Mimik entfalteten.

Die grobe motorische Kraft war in Armen und Beinen ganz erheblich herabgesetzt, so dass der Händedruck trotz sichtlicher Anstrengung minimal, auch ein Beugen der Beine nur mit geringster Kraft ausfiel. Dabei ist die Musculatur durchaus kräftig, und es macht den Eindruck, als ob wohl eine genügende Kraft vorhanden ist, aber latent bleibt und nicht entfaltet werden kann. Der Gang ist breitbeinig und so unsicher, dass Pat. sich stets eines Stockes bedienen muss; wenn er die Füsse schliesst, schwankt sein Körper, mehr noch freilich, wenn dabei noch die Augen geschlossen worden sind. Eine Starre der Musculatur, oder irgend welche spastische Erscheinungen konnten niemals beobachtet werden.

Im Gebiete der Sensibilität haben sich, abgesehen von gewissen Druckschmerzpunkten am Supraorbitalis und Occipitalis major, die sich ziemlich constant zeigten, keine Störungen nachweisen lassen.

Von den Reflexen zeigte sich das Kniephänomen so schwach, dass es meist nur mit Hülfe des Jendrassik'schen Handgriffs hervorgebracht werden konnte, während die Hautreflexe sämmtlich an Intensität eingebüsst hatten.

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