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Bündel, nur weniger stark ausgeprägt, als das beschriebene. Auch in diesem Bündel zeigte sich wieder die Tendenz von der dorso-medialen Ecke der Pyramide dorsalund lateralwärts zu ziehen und dort die sagittale Richtung einzuschlagen. Eine Weiterverfolgung ist cerebralwärts nicht möglich, spinalwärts dagegen zeigte sich folgendes: von der dorso-medialen Ecke der Pyramide strebt das Bündel vertikal dorsal wärts (längsgetroffen). In den prädorsalen Bündeln biegt es in die sagittale Richtung um und läßt sich als geschlossener Faserzug bis in die Medulla oblon

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Fig. 7 (Schnitt 303). Py. Pyramiden, a. B. abnormes Bündel.

gata (Hypoglossusgegend), immer unter Verschmächtigung des Hauptfascikels, verfolgen. Es besteht also in diesem Verhalten ein unleugbarer Unterschied gegenüber dem erstgeschilderten System, ein Unterschied, der bedeutungsvoll genug erscheint, um die Auffassung des Systems zu beeinflussen. Man kann nicht umhin, eine gewisse Ähnlichkeit dieses letztgenannten Bündels mit dem PICK'schen Bündel anzuerkennen, und das würde wiederum für die Zusammengehörigkeit mit der Pyramide sprechen. Für das zuerst beschriebene Bündel kann man jedoch, wie bereits bemerkt, eine solche Beziehung nicht gelten lassen, weshalb man hier entweder zwei verschiedene Systeme vor sich hat oder aber eines, das nur stellenweise gleichen Verlauf besitzt, aber verschiedene Funktion hat.

Der teilweise verschiedene, in anderer Beziehung jedoch wieder vielfach ähnliche Verlauf des zweiten Falles veranlaßte mich nun, mehrere der im neurologischen Universitäts-Institute vorhandenen teils vollständigen, teils unvoll

ständigen Gehirnstämme durchzusehen, um über die Bedeutung des Bündels wenigstens eine vorläufige Vorstellung zu gewinnen. Vor allem konnte ich es unter 25 Fällen 10mal wiederfinden, so daß man es nicht mehr gut als abnorm bezeichnen kann. Ferner glaube ich in der Annahme nicht fehlzugehen wenn ich aus dem vorhandenen Material schon einen Schluß ziehen darf, daß tatsächlich zwei verschiedene Bündel vorkommen, von denen das eine dem SCHAFFER'schen und meinem ersten Falle, das andere aber meinem zweiten Falle entspricht. Ich will nun zunächst die Beschreibung der Befunde folgen lassen und am Schlusse erst zur Besprechung derselben an der Hand der vorliegenden Literatur übergehen.

Fall III (Stamm 1905). Dort wo die Brücke nur aus dem Stratum superficiale besteht, zeigen sich im Lemniscus medialis der rechten Seite die ersten kleinen Areale der lateralen pontinen Bündel in ihrer typischen Ausbildung. Linkerseits sind diese nur spurweise vorhanden. Statt ihrer sieht man, wie sich aus dem Pyramidengebiet ein Faserzug (Figg. 8. u. 9), aus sehr feinen Fasern

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bestehend, ganz analog tingiert wie die lateralen pontinen Bündel, dorsalwärts schlingt und das Gebiet des Lemniscus erreicht. Man kann diesen Faserzug später in viel größerer Mächtigkeit verfolgen derart, daß er seinen Zusammenhang mit den medialen Pyramidenbündeln stets erkennen läßt, gleichzeitig aber dorsal bis in die Mitte des Schleifenfeldes hineinragt. Später sind diese beiden Endstätten nicht mehr miteinander verbunden, sondern man sieht ein isoliertes Bündel von Schrägschnitten im Schleifenareale und ein ebensolches ventromedial im Areale der Pyramide. Es ist nun von großem Interesse zu sehen, daß dabei die rechtsseitigen lateralen pontinen Bündel an Masse immer mehr zunehmen, die linksseitigen dagegen wesentlich gleich faserarm bleiben, eine Differenz, die im ganzen Bereiche der lateralen pontinen Bündeln aufrecht erhalten bleibt. Während der Abgang des ersten ziemlich mächtigen Faserzuges von der Pyramide zur Schleife in das Gebiet des VII/VI. Kernes fällt, findet sich im Gebiete des V. knapp kaudal vom Auftreten des motorischen Kernes ein zweites Bündel von gleichem Aussehen und gleichem Verlaufe wie das eben geschilderte, nur daß man dieses letztere etwas dorsaler verfolgen kann, und daß es das Schleifenareal beinahe an der dorsalen Seite verläßt. Gleichzeitig sieht man, wie sich dieses Bündel dorsal eine Spur verbreitert, wie um sich aufzusplittern. Dort, wo diese Bündel bereits ver

schwunden sind und sich in der Brücke nur die lateralen pontinen Bündel nachweisen lassen, besteht zwischen diesen eine auffallende Differenz: rechtsseitig sind sie weitaus stärker als linksseitig. Statt dessen findet sich aber im Areale der linken Pyramide, immer ventromedial gelegen, ein ziemlich mächtiges ovales Feld, ganz vom Charakter der lateralen pontinen Bündel, bis weit in den Hirnschenkelfuß hinein.

Zusammenfassung: Während die Hauptmasse der Fasern der lateralen pontinen Bündel der rechten Seite den normalen Verlauf zeigt, bleibt ein Teil derselben linkerseits in der Pyramide. Dieser geht mit ihr bis in die Ponsgegend und erschöpft sich dort, indem er in zwei Teilen dorsalwärts tritt; der eine Teil im Gebiet des V., der andere im Gebiet des VII. und VI.

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Ein ähnliches Bündel findet sich, allerdings in viel schwächerer Entwicklung, in zwei anderen Fällen (Fall IV u. V).

Fall VI. (Tabes mit Ophthalmoplegie). In diesem Falle lagen die Verhältnisse genau so, wie sie SAND in seinem ersten Falle beschreibt. Auch hier sieht man, wie sich aus dem Pyramidengebiet Fasern entbüscheln, die dorsalwärts in das Schleifenareal ziehen; kompakte Bündel fehlen. Mangels einer Degeneration ist es natürlich nicht möglich die Fasern weiter als bis in das Schleifenareal zu verfolgen.

Fall VII. In diesem Falle, in welchem die lateralen pontinen Bündel eine sehr schwache Ausbildung erfahren haben, findet sich im Ponsgebiet ein System, das dorsomedial in der Pyramide gelegen ist und Fasern von gleichem

Kolorit wie die lateralen pontinen Bündel enthält. Von diesem Bündel aus lassen sich Fasern schräg durch die mediale Schleife verfolgen, die in gerader Richtung gegen den VII. Kern zu ziehen scheinen. Man kann jedoch das geschlossene Bündel nur bis gegen das Ende der Schleife hin verfolgen, jenseits derselben ist eine Verfolgung unmöglich.

Fall VIII (5jähriges Kind). Dieser Fall verhält sich ähnlich wie Fall VI, auch hier geht von der dorsomedialen Ecke des Pyramidenbündels ein Faserzug ab, zum Unterschiede von Fall VII jedoch ein zartes. Gleichfalls zum Unterschiede von dem vorangegangenen Falle wendet sich dieses Bündel nicht lateralwärts, sondern rein dorsalwärts, quert den Lemniscus medialis und wendet sich direkt gegen den in dieser Gegend besonders mächtigen VI. Kern. Hier sind die lateralen pontinen Bündel beiderseits nahezu gleich, nicht besonders mächtig entwickelt.

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Fall IX. (Alte Erweichung mit Cyste in der ganzen rechten vorderen Central windung). Amputation des rechten Unterschenkels, alte Degeneration (nach MARCHI und WEIGERT) der Pyramidenbahn und des BURDACH'schen Stranges. In diesem Falle von schwerer Degeneration der Pyramide einer Seite fand sich das Bündel gleichfalls degeneriert (Fig. 10). Hier zeigt es sich, daß im Beginn des Pons jene auffallend hellen Fasern von Degenerationsschollen besetzt sind und von der Pyramide gestreckt bis in das Schleifenareal ziehen. In Schnitten zerebral vom Ponsbeginn, noch im Gebiet des VII. Kernes treten dann massige, von Schollen stark durchsetzte Züge auf, die das dorsomediale Gebiet der Pyramide verlassen, um in die Schleife zu gelangen. Leider sind auch hier die degenerierten Fasern über den Lemniscus hinaus nicht zu verfolgen.

Fall X. Im Beginne des Pons gehen, diesmal von der medialen Seite, Fasern von der Pyramide ab, die anfangs rein dorsal, später lateralwärts abbiegen und diesmal das Schleifenareal überqueren. Schon in der Schleife teilt sich das

Bündel in mehrere Äste, von denen einige lateralwärts streben, einzelne aber auch in ziemlich scharfem Bogen nach der medialen Seite hinziehen. In späteren Schnitten sieht man Schrägschnitte dieser Bündel ungefähr im Areale der centralen Haubenbahn, weiter lassen sich auch diese Bündel nicht verfolgen.

Fall X zeigt eine frappante Ähnlichkeit mit dem Falle II und in diesen beiden Fällen könnte man, namentlich mit Rücksicht auf die Degeneration der gleichseitigen Pyramiden bei intaktem Bündel im Falle von SCHAFFER, geneigt sein, entweder eine Zugehörigkeit des Bündels zum fronto-pontinen und damit zum cerebellaren Systeme anzunehmen, oder aber sich für die Auffassung des Bündels als centrale Bahn gewisser sensibler Hirnnerven zu entscheiden. Für letztere Ansicht würde der streckenweise Verlauf mit den inneren Bogenfasern einen gewissen Anhaltspunkt gewähren. Nach der Höhe der Schnittebenen und nach der Verlaufsrichtung könnte man z. B. in meinen zwei Fällen (I. u. X.) ein Hinstreben einzelner Fasern zum sensiblen V. Kern ganz gut annehmen, wenn auch mit dieser Auffassung gerade so wie mit der einer fronto-pontinen Bahn die Bedeutung sämtlicher Fasern, wie ich gerne eingestehen will, nicht erschöpft wird. Angaben über Bündel (nicht Fasern), die Verbindungen von sen. siblen Kernen zur Hirnrinde darstellen sollen, finden sich unter anderen bei TROSCHIN (Kasan), welcher bei Katzen Läsionen am Boden des vierten Ventrikels setzte, um die zentralen Verbindungen der sensiblen Kerne zu studieren. Auch nach ihm ziehen sie als „Fibrae internae" zu der Naht, kreuzen die Seite hauptsächlich an der Grenze zwischen oberem und mittlerem Drittel und begeben sich auf der andern Seite zum ventralen Teil der Substantia reticularis. Hier sind sie anfangs zerstreut, sammeln sich aber später zu einem oder zwei Bündeln oberhalb der Schleife. Über einen Abgang von der Pyramide macht TROSCHIN allerdings keine Andeutung.

Gehen wir nun an eine kritische Besprechung der zweiten Varietät, welche mit großer Wahrscheinlichkeit als zentrale Verbindung von motorischen Hirnnervenkernen angesehen werden kann, so müssen wir uns die sehr ansprechende Hypothese von KARPLUS und SPITZER vor Augen halten, daß scheinbar abnorme Bündel dadurch zustande kommen, oder besser gesagt, vorgetäuscht werden können, daß Fasern, die sonst auf ein größeres Areale verteilt sind, auf ein engeres zusammengedrängt werden. Fassen wir unser Bündel in den Fällen II bis IX in diesem Sinne auf, so können wir es einfach an die zahlreichen Befunde von einzelnen degenerierten Fasern und Bündelchen anreihen, die in der Literatur niedergelegt sind. Ich kann mich diesbezüglich angesichts der vorzüglichen zusammenfassenden Darstellungen bei OBERSTEINER, HOCHE, SAND und KOSAKA auf das Wesentlichste beschränken. Es lassen sich nämlich bei geeigneten spontan eintretenden oder experimentell erzeugten Degenerationen an Menschen und einzelnen Tieren (Affen, Katzen) degenerierte Fasern und Bündelchen nachweisen, die vom lateralen und dorsalen Rand der Pyramide zu den gleichseitigen motorischen Kernen des V., VI., VII und XII. ziehen, während die vom dorsomedialen Winkel der Pyramide sich ablösenden Fasern die Schleife durchsetzen, bis in die Substantia reticularis zum Nucleus centralis inf. ziehen, in der Raphe die Seite kreuzen und die kontralateralen Kerne aufsuchen. In diesem letzten Abschnitte verlaufen die Fasern mit den Fibrae arcuatae internae. In weiter spinalwärts gelegenen Schnitten passieren dann die entsprechenden Fasern die homo- und kontralateralen Oliven.

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