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mark nur im dorsalen Theil; beide Häute sehr verdickt, an einigen Stellen tumorartig, so im untersten Theil des Lendenmarks. Die Rückenmarkszeichnung verwaschen.

Die Verdickung der Häute besteht aus einem Gewebe, welches Ring- und Längsfasern von sehr verschiedenem Caliber enthält, ausserdem beobachtet man Kernanhäufungen, namentlich in dem locker gefügten Arachnoidea- und Piagewebe. Die Septen der Nervenwurzeln sind ganz mit Kernen durchsetzt, die meist klein und rund sind; wo sie mehr zerstreut liegen, finden sich auch zahlreiche spindelförmige, die an den Enden zu Fäden ausgezogen sind. Im Rückenmark (Halsmark) selbst überall eine interstitielle Entzündung, am stärksten in den Hintersträngen. Hier sind zum Theil Nervenfasern geschwunden, andere zeigen alle Stadien des Zerfalls, ebenso in der ganzen Peripherie des Rückenmarksquerschnitts.

Im Dorsalmark ist die Verwachsung der Häute nur im hinteren Umfange der Peripherie sichtbar, die Dura ist weniger verdickt, als im Halsmark; die Nervenwurzeln sind hier intact. Die Veränderungen im Rückenmark sind weniger intensiv als im Halsmark. Im ganzen Dorsal- und Lendenmark eine leichte Degeneration der Seitenstränge. Im ganzen Rückenmark, Medulla oblong. und Hirnstamm finden sich an den Gefässen jene Veränderungen, wie sie von Heubner beschrieben sind; Veränderungen der Nervensubstanz fanden sich in den beiden letzten Theilen nicht.

Verf. ist der Meinung, dass der ganze Process von den weichen Hirnhäuten ausgeht und sich so abspielt, dass die Wucherung von grosskernigen Rundzellen das primäre ist und dass dann durch Umwandlung dieser Zellenmasse in Fasergewebe die Verdickung der Häute entsteht. Der Process knüpft sich überall an das Bindegewebe und läuft daher im Rückenmark in derselben Weise ab.

Dass er hier durch Lues bedingt ist, ist zweifellos.

Im zweiten Fall, der dem ersten im wesentlichen analog ist, trat die Lähmung der Extremitäten sehr langsam ein und wechselte an Intensität, sodass zeitweilig eine vorübergehende Besserung beobachtet wurde. Atrophie der Muskeln blieb aus. Ueber Schmerzen in den Gliedern wurde beständig geklagt, die Wirbelsäule war druckempfindlich und während des ganzen Krankheitsverlaufs bestand Nackensteifig

keit. Auf eine Betheiligung des Gehirns an dem krankhaften Process wies eine bestehende Intelligenzschwäche, sowie Opticusatrophie hin. Infection durch Lues konnte durch die Anamnese nicht festgestellt werden, die Section musste leider auf Gehirn und Rückenmark beschränkt bleiben. Die Verwachsung der verdickten Rückenmarkshäute, die weit derbfaseriger als in Fall 1 sind, ist am hintern Pol constant, aber auch sonst ziemlich ausgebreitet. Die Nervenwurzeln sind selbst da, wo sie in den verdickten Häuten wie eingemauert liegen, normal. Der Rückenmarksquerschnitt im Halsmark ist von vorn nach hinten abgeplattet. Die Kernwucherung ist lange nicht so stark, wie beim 1. Fall, sonst war der mikroskop. Befund im wesentlichen der gleiche.

Bei der Pachymeningit. cervic. hypertroph. handelt es sich also keineswegs um eine rein locale Erkrankung der Rückenmarkshäute in der Höhe des Cervicalmarks, sondern daneben kann das Rückenmark, die Medulla oblong. und sogar das Gehirn mitbetheiligt sein. Dass in der Aetiologie die Lues eine grosse Rolle spielt, ist höchst wahrscheinlich. Wegen der Ausbreitung der Erkrankung passt der Name Pachymeningitis schlecht und Verf. schlägt vor, auch für dieses Krankheitsbild die Bezeichnung Myelomeningitis chronica resp. Meningomyelitis zu wählen.

H. Kauffmann (Sonnenstein).

18) Weitere Mittheilungen über die paroxyomale, familiäre Lähmung, von Dr. S. Goldflam in Warschau. (Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. 1895. VII.)

Vor 5 Jahren berichtete G. zuerst über eine bei 11 Gliedern einer Familie zeitweise auftretende, complete Lähmung sämmtlicher Extremitäten. Seitdem konnte er 2 jener Kranken dauernd beobachten und seine Anschauungen über diese Affection erweitern. Es handelt sich dabei um eine exquisit familäre, auf gleichartiger Vererbung beruhende Krankheit, die jugendliche Individuen befällt und sich in anfallsweiser, schlaffer, totaler Lähmung der Glieder nnd des Rumpfes mit Verminderung resp. Verlust der Reflexe, der mechanischen, sowie der directen und indirecten elektrischen Erregbarkeit charakterisirt. Letztere bezeichnet er als Abart der partiellen EaR. mit indirecter Zuckungsträgheit. Die voluminös entwickelten Muskeln zeigen nur geringe Kraft; die mikroskopische Untersuchung von frisch excidirten Theilchen derselben ergiebt ein Hypervolumen der Muskelfasern, Rarefaction der Primitivfibrillen und Vacuolenbildung. In seiner ersten Mittheilung sprach Verf. die Vermuthung aus, dass es sich bei dem Zustandekommen dieser Krankheit vielleicht um eine Giftbildung handele, das auf die Muskeln und deren Nervenendigungen zerstörend wirke. Eine gewisse Stütze erhält diese Hypothese durch das Vorhandensein eines ptomainartigen Körpers im Urin der Kranken, sowie durch eine ziemlich constant im Anfalle auftretende Leukocytose. Vielleicht übt das vornehmlich in der Ruhe gebildete Gift nur auf solche Muskeln seine functionsvermindernde Wirkung, welche in einer für die paroxysmale Lähmung charakteristischen Weise verändert sind. Die Affection hat zweifellos mit dem bei der Thomsen'schen Krankheit auftretenden Symptomencomplex grosse Aehnlichkeit. E. Asch (Frankfurt).

19) Ein Fall von wahrer Muskelhypertrophie, nebst Bemerkungen über die Beziehungen der wahren Hypertrophie zur Pseudohypertrophie der Muskeln, von F. Fulda. (Deutsches Archiv f. klin. Medicin. Bd. LIV.) 57 Jahre alte Tagelöhnersfrau, die früher viel an Halsgeschwüren, einmal an Lungenentzündung und Gelenkrheumatismus gelitten hatte, erkrankte Nachts an verschwindender Anschwellung der Beine, Schmerzen im Kreuz- und Hüftgelenk, sowie leichten Athmungsbeschwerden. Nach einem Influenzaanfall wurde Verdickung im Nacken und der vorderen Halsgegend mit Schluckbeschwerde beobachtet.

Weitere Symptome waren: Schwerhörigkeit, reissende Schmerzen von der Nackengegend nach dem Kopf ausstrahlend, Parästhesien in den 3 ersten Fingern jeder Hand.

Bei der Untersuchung fand sich Hypertrophie der Muskeln des Unter- und Oberarmes, der Deltoidei und Cucullares, Pectorales und Latissimus dorsi der seitlichen Halsmuskeln, der Splenii capitis et colli. Der Boden der Mundhöhle fühlt sich hart an, die Mm. geniohyoidei springen als dicke Wülste vor. Die Mundöffnung ist klein, die Kiefer können nur um zwei Fingerbreiten von einander entfernt werden, die Zunge wird nur 2 cm weit hervorgestreckt. Die Sprache ist beschwert, als wenn die Kranke einen Bissen im Munde hätte.

Die Sensibilität zeigt keine Störungen. Die faradische Erregbarkeit der befallenen Muskeln ist in verschiedenem Grade herabgesetzt.

An einen excidirten Muskelstückchen zeigten die einzelnen Muskelfasern eine Dicke von 0,068-0,17 mm; die Querstreifung war überall deutlich. Am gehärteten Präparat zeigte sich Hypertrophie der einzelnen Fasern mit einer Breite von 0,04 bis 0,15 mm, im Durchschnitt 89 u, während die Durchschnittsdicke an einem normalen Vergleichungsobjecte nur 34 u betrug. Die hypertrophischen Fasern waren rundlich, dazwischen nur spärliches Bindegewebe, keine Spur von Fettgewebe.

Verf. sieht die partielle wahre Muskelhypertrophie im Gegensatz zu Berger und Auerbach als einen selbständigen Symptomencomplex an, der in einer primären Veränderung der peripherischen Nerven seinen Grund hat. Die Erkrankung solle sich speciell auf die trophischen Nerven erstrecken; es handele sich also um eine Trophoneurose. K. Grube (Neuenahr).

20) Dystrophia muscularis progressiva, von H. Kausch. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 39.)

Verf. demonstrirt in der Sitzung vom 2. März 1895 des unterelsäss. Aerztevereins in Strassburg zwei Fälle von Dystrophia muscularis progressiva, Typus der juvenilen Form.

Die beiden Kinder sind 17, bezw. 14 Jahre alt; in der Familie 5 weitere Fälle beobachtet, alle bei männlichen Individuen, während die Fortpflanzung des Leidens nur durch weibliche erfolgt. Beginn im 10. Lebensjahre. Vollständig atrophisch sind: Latissimus dorsi, unteres Drittel des Trapezius, Pectoralis major bis auf die Portio clavicularis, hinteres Drittel des Deltoideus. Stark betroffen und in ihrem Volumen reducirt sind: Erector trunci, Rhomboidei, Glutaei, Quadriceps femoris; weniger: Deltoideus, Oberarm, Unterarm. Mässige Pseudohypertrophie besteht im Triceps surae, Tensor fasciae latae, Sartorius, vielleicht auch im Supra- und Infraspinatus. Bei dem älteren Pat. knollige Contraction in einzelnen Muskeln. Normale Sensibilität, einfache Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit.

(Die ausführliche Mittheilung soll später erfolgen.) R. Pfeiffer (Berlin).

21) Case of marked muscular atrophy of hands and fore-arms-progressive muscular atrophy, by R. Barcley Ness. (The Glasgow medical journal. 1895. August.)

24 jähr. Patientin, die als Kind Scharlach, Erysipel und Diphtherie gehabt und mehrfach Drüseneiterung überstanden hat, bemerkte zuerst vor 4 Jahren beim Klavierspielen, das sie mehrere Stunden täglich betrieb, eine auffallende Schwäche des linken kleinen Fingers, dem die übrigen der Reihe nach allmählich folgten. Nach einem Jahre wurde zuerst Atrophie des Interossei, dann des Thenar und Hypothenar bemerkt. 2 Jahre später trat die gleiche Affection an der rechten Hand auf; allmählich wurden auch die Vorderarme, besonders an der Beugeseite, befallen. Zur Zeit bietet Patientin das typische Bild der progressiven Muskelatrophie (Typus Duchenne-Aran), Klauenhand u. s. w. Elektrisch sind im Wesentlichen quantitative Veränderung zu constatiren, ASZ KSZ, keine träge Zuckung. Sensibilität intact. An den unteren Extremitäten keine Störung, indessen legt der Umstand, dass die Patellarreflexe ausserordentlich lebhaft sind, den Gedanken nahe, dass es sich um amyotrophische Lateralsclerose handelt. Martin Bloch (Berlin).

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22) Ein Fall von congenitaler halbseitiger Hypertrophie mit Makroglossie, von Dr. Kopal. (Prager med. Wochenschr. 1895. Nr. 133.)

Der Fall betrifft einen jetzt 14 jährigen Knaben, bei dessen Geburt schon die stärkere Entwickelung der rechten Körperhälfte und der Zunge auffiel.

Mit dem Wachsthume des Kindes vergrösserte sich auch proportional den ursprünglichen Verhältnissen die rechte Körperhälfte mehr wie die linke. Noch rascher wuchs die Zunge. Bei der Aufnahme in's Spital war die Differenz am auffallendsten im Gesichte und an den Extremitäten. In den Maassen, die detaillirt angegeben werden, ergiebt sich eine jeweilige Differenz von 1-1/2 cm. Beim Gehen schreitet

das rechte Bein weiter aus und wird im Bogen vorgesetzt. Die Volumveränderung der Zunge betrifft dieselbe in ihrer Totalität, nur ist die rechte Hälfte stärker befallen. Der harte und weiche Gaumen sind rechts stärker entwickelt. Die mikroskopische Untersuchung eines excidirten Zungenstückes ergiebt ausser einer auffallenden Verbreiterung der Muskelfasern nichts Abnormes. Die Ursache der beschriebenen Affection dürfte in einer von vornherein fehlerhaften Ausbildung der Organe liegen. Redlich (Wien).

23) Right facial atrophy, by Beevor. (Brit. med. Journ. 1895. April 13. p. 813.)

Verf. stellte der Lond. med. Gesellschaft ein 20jähr. Mädchen mit rechsseitiger Gesichtsatrophie vor. Dieselbe war vor 2 Jahren nach Ausbrechen zweier cariösen Zähne aus dem Oberkiefer entstanden. Zunge und weicher Gaumen normal; Sensibilität nicht afficirt. Wahrscheinlich ist eine Verletzung der Stammfasern des 5. Nerven Ausgang der Affection gewesen. L. Lehmann I (Oeynhausen).

24) Pseudohypertrophie musculaire chez un adulte, par le Dr. SacaraTulbure. (Revue de Médecine. 1894. Novembre. p. 992.)

Klinische und genaue pathologisch - anatomische Beschreibung eines ungewöhnlichen Falles von Pseudohypertrophie. Die Krankheit trat bei einem Bauer im 48. Lebensjahre auf. Schon nach zwei Jahren waren alle Muskeln mit Ausnahme derjenigen des Gesichts, der Vorderarme und der Waden von Pseudohypertrophie ergriffen. Am stärksten befallen waren die Glutaei und die Muskeln des Schulterblatts. Einige Muskeln fühlten sich hart, andere weich, fast fluctuirend an. Die Kraft der Muskeln war sehr bedeutend herabgesetzt. Keine fibrillären Zuckungen. Schilddrüse stark vergrössert, allgemeine Hyperplasie der Lymphdrüsen, auffallende Erweiterung zahlreicher oberflächlicher Venen. Keine galvanische Entartungsreaction in den Muskeln. Pat. starb an einem Erysipel, welches sich an die Excision eines Muskelstückchens angeschlossen hatte.

Die mikroskopische Untersuchung der Muskeln ergab, dass die Volumenzunahme derselben nicht auf reichlicher Entwickelung von Fettgewebe beruhte, sondern auf der Bildung von hyalinen Massen in den Wandungen der kleinen Arterien. Dieselbe hyaline Degeneration fand sich auch an den Gefässen der Lymphdrüsen, Speicheldrüsen, Hoden, in den Nerven u. a. Leber, Milz und Nieren waren davon verschont. Die kleinen Venen und Lymphgefässe erweitert, zum Theil thrombosirt. Deutliche Veränderungen in den musculären Nervenendigungen. In Bezug auf weitere, meist schwer deutbare Details s. das Original. Verf. fasst die Gefässveränderungen als das Wesentliche des Krankheitsprocesses auf. Wir brauchen kaum hervorzuheben, dass der Fall nicht zu der gewöhnlichen Pseudohypertrophia musculorum gerechnet werden darf. Strümpell.

25) Troubles trophiques osseux et articulaires chez un homme atteint d'atrophie musculaire myelopathique, par V. Prontois et G. Étienne (Nancy). (Revue de Médécine. 1894. Avril. p. 300.)

Kurze klinische Beschreibung eines 48jähr. Kranken mit starker beiderseitiger Atrophie der kleinen Handmuskeln, Vorder- und Oberarmmuskeln, dabei rechterseits eine hochgradige Arthropathie des Schultergelenks, ähnlich einer tabischen Gelenkerkrankung. (Da keine Autopsie vorliegt, hat der Fall wenig Bedeutung. Vielleicht handelt es sich um eine Syringomyelie.)

Strümpell.

Psychiatrie.

26) Abnormal man etc., by Mac Donald. (Washington. 1893. 445 Seiten.) Wenn auch verspätet, so sei doch nachdrücklich auf dies ausgezeichnete Werk hingewiesen, das zwar zunächst den Criminalanthropologen angeht, aber auch für den Irrenarzt von vielfachem Interesse ist, da es die verschiedensten Psychosen in Beziehung zu Verbrechen, ferner den Alcoholismus, Morphismus, Chloralismus u. s. w. behandelt. In einigen Kapiteln giebt Verf. eine klare Uebersicht über den Zusammenhang von Erziehung zu Verbrechen, über theoretische und praktische Criminalogie, criminelle Sociologie, den Alcoholismus in seinen verschiedenen Wirkungsweisen, die Verwandtschaft von Genie und Psychosen u. s. w. und streut überall kurze, aber prägnante Referate der hauptsächlichsten Schriften und Bücher ein. Leider steht Verf. bedenklich auf dem Lombroso 'schen Standpunkte, sowohl bez. des Verbrechers, als auch des Genies. Den Hauptwerth des Buches stellt aber sicher der unerhört reiche Index dar, indem auf über 200 enggedruckten Seiten sicher mehrere Tausende von Litteraturangaben der gesammten behandelten Materien zu finden sind.

Näcke (Hubertusburg).

27) Contribution à la psychologie du vagabondage. Un vagabond, qui se range, par le Dr. A. Cullerre. (Annales médico-psychologiques. 1895. Nr. 2. p. 214 ff.)

Verf. theilt die Geschichte eines Menschen mit, den er als Sachverständiger zu begutachten hatte. Es handelte sich um einen körperlich wenig entwickelten, 30 jähr. Mann, R., der äusserlich eine Reihe von Degenerationszeichen zeigte und seit seinem 19. Lebensjahr völlig taub war. Derselbe war bereits 9 Mal wegen Diebstahls, Vagabondirens und Bettelns verurtheilt worden und hatte sich schon einmal wegen mehrfacher Betrügereien, die er als Heilkünstler und Wahrsager verübt hatte, eine Strafe zugezogen. Nach seinen durchaus wahrheitsgetreuen Angaben hatte er in der Schule nur sehr wenig gelernt und nach der Schulzeit als Hirte und Knecht gedient. Nach Verlust seines Gehörs bekam R. angeblich nirgends mehr eine Stellung und wurde dadurch zum Vagabonden. Die Zeit seines Aufenthaltes in den Gefängnissen benutzte er, getrieben von einem, von Kindheit an bestehenden Wissensdrang, einer intelligence de recherche, dazu, alle möglichen Bücher, hauptsächlich aber wissenschaftliche, zu lesen. Er fand in dieser Lectüre eine neue Anregung, sein Drang nach dem Unbekannten und Wunderbaren nahm zu, er legte sich auf die Naturbeobachtung und verwandte während seiner Freiheit all sein Geld darauf, sich Bücher und Instrumente anzuschaffen. Nachdem R. eine gewisse Summe von Kenntnissen oder vielmehr von gelehrt klingenden Phrasen gesammelt hatte, widmete er sich der Wahrsagekunst, gab sein Vagabondenleben ganz auf und suchte sich einen festen Sitz zu gründen. Er liess sich als Wahrsager nieder, war Professor der geheimen Wissenschaften, correspondirendes Mitglied einer Gesellschaft von Occultisten, gab Orakel und übte die Heilkunst aus. Durch gedruckte Prospecte machte er Reclame für sich und hatte grossen Zulauf und reiche Einnahmen. Die Untersuchung ergab, dass er von ausgesprochenen Grössenideen beherrscht wurde. Die gerichtlichen Strafen wurden im Sinne von Verfolgungsideen gedeutet; ausserdem bestanden Illusionen und Hallucinationen. R. war ohne Misstrauen, gab auch den Aerzten, die, wie er wusste, beauftragt waren, seinen Geisteszustand zu untersuchen, seine Orakel und war sich die Verantwortlichkeit für seine Handlungen absolut nicht bewusst.

Er wurde daher für unzurechnungsfähig erklärt und ausser Verfolgung gesetzt. Seitdem betreibt er sein Geschäft mit mehr Discretion und verbreitet nicht mehr seine marktschreierischen Prospecte, doch hat er sich dem Trunk ergeben.

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