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das Thier schlägt den Boden hörbar mit der Ferse. An dieser Stelle bildet sich immer ein Schorf, unter dem sich bisweilen Eiter ansammelt.

Während die Gangbeschwerden nach mehrwöchigem Bestehen geringer zu werden scheinen, ist die Sensibilitätsstörung stets zu constatiren; ganz besonders werden tiefe Stiche in die Mitte der gelähmten Sohle ohne Reaction ertragen. Es tritt nur geringe Atrophie der vom rechten Ischiadicus versorgten Musculatur ein. In einem Falle nahm ich die elektrische Untersuchung vor, die keine EaR ergab. Trophische Störungen, wie Ausfall der Haare oder Nägel, wurden nicht beobachtet.

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Fig. 1. Normale Sohlenhaut vom Kaninchen. Nerven, h =

=

Leitz. Obj. III. (Mikrophotographie.)

Haare.

Das erste Thier wurde nach 7 Wochen durch Chloroform getödtet. Die Enden des Ischiadicus zeigten sich in der bekannten Weise keulenförmig angeschwollen und durch eine dünne Brücke verbunden. Abgesehen von der Schnittstelle und ihrer nächsten Umgebung erschien der Nerv makroskopisch normal; die plantaren Aeste waren schlecht entwickelt und von dem Unterhautgewebe nicht loszupräpariren. Der Stamm des Nerven und die isolirbaren Zweige liessen nach MARCHI behandelt deutlichen Markzerfall erkennen.

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Die mittlere Sohlenhaut wurde mittelst des Gefriermikrotoms in der Längsrichtung des Fusses parallele Schnitte zerlegt.

Um allen Einwänden zu begegnen, habe ich die gesunde Seite ebenfalls geschnitten. In den so gewonnenen Präparaten lassen sich nach der HELLER'

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schen Methode stets reichliche, gut gefärbte Fasern darstellen, die zum Theil bis in die Spitze der Papillen reichen (Fig. 1).

Diese feineren Fasern fehlen in den entsprechenden Präparaten der rechten Seite vollständig.

An einigen Schnitten, die grössere Tiefe erreicht hatten, imponirte eine ganz wie ein MARCHI-Präparat erscheinende Zeichnung: ein dickes Bündel von

grössten Theils ungefärbten Nervenröhren mit tiefschwarz tingirten Markschollen (Fig. 2).

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Fig. 2. Kleiner, stark degenerirter Hautnerv von der Fusssohle nach Resection eines Stückes vom N. ischiadicus des Kaninchens. Seibert. Obj. V. (Mikrophotographie.)

Dieses Bündel stellt aber lediglich einen im Unterhautzellgewebe der Hautoberfläche parallel verlaufenden, wegen seiner schweren Ablösbarkeit am Präparate verbliebenen makroskopischen Nerven dar. Der Befund beweist, dass an solchen mit unserer Osmiummodification qualitative Veränderungen nachweisbar sind.

In einer anderen Schnittreihe die wohl der seitlichen Sohlenpartie entstammte -war ein gröberes, in die Haut aufsteigendes Bündel zu sehen, das in grosser Ausdehnung die normale Osmiumfärbung annahm. Mit Aluminium nachbehandelt, erschien das Perineurium des Bündels gequollen und mit dicken, runden Kernen gefüllt, die ihrerseits von einem breiten, hellen Ringe umgeben

sind (Fig. 3). Ob dies ein mit Nothwendigkeit pathologischer Befund ist, lasse ich dahin gestellt.

Ganz gleiche Verhältnisse ergab die Untersuchung eines zweiten, im Beginne der 6. Woche nach der Operation getödteten Thieres und eines spontan verstorbenen Kaninchens, dem Herr HELLER im Verfolge einer anderen Versuchsreihe Sublimat in den rechten N. ischiadicus eingespritzt und das diese Procedur um etwa 2 Monate überlebt hatte. In jedem Falle wurde die gesunde Seite mitgeschnitten und zeigte den beschriebenen Contrast zu der operirten.

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n =

n k

Fig. 3. Nervenbündel mit gequollenem Perineurium aus der rechten Sohlenhaut.
Nervenfasern, s = spindelförmige Kerne der Schwann'schen Scheiden,
P= gequollenes Perineurium, k = Kerne des Perineurium von trüb gefärbten Ringen
umgeben, g Gefäss. (Färbung mit Alauncarmin.) (Leitz. Oc. III. Obj. VII.)

Wenn wir also von allem Discutirbaren absehen, so geht aus diesen Versuchen hervor, dass die aus degenerirten Hautästen stammenden, in die Haut aufsteigenden Verzweigungen an der Entartung Theil nehmen, indem sie zum Theil verschwinden oder doch ihre elektive Färbbarkeit einbüssen. Da sie nun durch Lage und Umgebung nicht als Nerven bestandtheile gekennzeichnet sind, so fehlen sie eben für unser Auge.

Es ist nicht anzunehmen, dass die im Normalzustande gut tingirbare Nervenfaser nach Durchschneidung des zugehörigen Stammes sofort erlischt. Zwischen

der normalen Färbbarkeit und ihrem Fehlen muss eine Zwischenstufe liegen,
welche nur einer früheren Degenerationsperiode entsprechen kann.

Um die Nerven in diesem supponirten Zustande qualitativer Veränderungen
zu treffen, machte ich einen dritten Resectionsversuch bei einem 4 Monate alten
Kaninchen; auch hier wurde die oben beschriebene Anästhesie constatirt, das
Thier aber bereits am 9. Tage (durch Luxirung der Halswirbelsäule) getödtet.

Die Schnittenden des rechten Ischiadicus waren mit dem umgebenden
Bindegewebe verklebt, aber noch nicht miteinander verwachsen. Die Plantar-

Normal gefärbte Fasern

Ungefärbte
Fasern

Markschollen

Fig. 4. Nervenfasern von der Sohlenhaut eines Kaninchens 9 Tage nach Durch-
schneidung des rechten N. ischiadicus. (Leitz. Oc. I. Obj. VII.)

äste liessen sich hier rechts gut isoliren; in frischen Osmiumzupfpräparaten
wurde starker Markzerfall fettgestellt.

Schnitte der zugehörigen Hautpartie ergaben rechts eine grosse Verarmung
an feineren Nervenelementen gegenüber Präparaten von der linken Sohlenhaut.
Doch waren rechts Bündelchen nachweisbar, die neben einzelnen gesunden
Faserabschnitten andere mit deutlicher Structurveränderung aufwiesen.

Die gesunden Fasern sind in toto dunkelgrau gefärbt, die kranken stellen
farblose Röhren dar, welche in regelloser Weise mit tiefschwarzen Zerfalls-
producten: Schollen, Körnern, Tropfen gefüllt sind (Fig. 4).

Bisweilen ist jenseits der zerfallenen Markpartie die Faser noch eine Strecke weit als leere SCHWANN'sche Scheide zu verfolgen.

Seltener sieht man Zeichnungen, welche mit Sicherheit als erkrankte isolirte Fasern anzusprechen sind1. Häufiger sind Ansammlungen von Fetttropfen, die durch ihre Anordnung höchstens den Verdacht erwecken, dass sie Ueberreste degenerirter Fasern darstellen.

Entzündliche Erscheinungen von Bedeutung sind auch bei Kaninchen nicht wahrzunehmen.

Wir haben nach dem Besprochenen als Kriterien der Degeneration der Hautverzweigungen anzusehen:

1. Verlust der normalen continuirlichen Schwärzung.

2. Auftreten tiefschwarzer Schollen und Körner

3. Gänzliches Fehlen von Nervenelementen.

Producte des Markzerfalls.

Ich gehe nun zu den Resultaten meiner Hautuntersuchungen bei Nervenkrankheiten über.

Da mir Leichenmaterial nicht zur Verfügung stand, so beschränken sich meine Beobachtungen auf wenige Fälle, in welchen ich die Excision eines Hautstückchens vornehmen durfte.

1. Neuritis N. ulnaris.

M., 67 jähriger Maschinenbauer, erkrankte im September 1895 an Gürtelrose; nachher zeigten sich Bläschen am linken Arm.

Am 27./IV. von Dr. Cohn-Adlershof meiner Poliklinik überwiesen.

Der 1. Handrücken blau verfärbt; Haut glänzend. Kleiner Finger und Ringfinger in starker Beugecontractur. Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger in leichterer Contractur, in diesen sind wenig ausgiebige Bewegungen möglich.

Deutliches Eingesunkensein des Hypothenar und des Spatium interosseum III und IV.

Druckpunkte des Ulnaris schmerzhaft.

Das Ulnargebiet der Haut zeigt Thermodysästhesie. Der Ulnarrand der Hand zeigt besonders in der Gegend des Metacarpophalangealgelenks des V. Fingers ganz geringe Empfindlichkeit bei Nadelstichen. Berührungen werden überall wahrgenommen. Das Hypothenar und der M. interosseus IV sind weder faradisch noch galvanisch zu erregen. Im M. interosseus III besteht Andeutung von Entartungsreaction. Nach einmaliger Anwendung des Franklin'schen Stromes wird das zuvor steife Handgelenk bewegt, auch die Beugung der Dig. I, II, und III ist dann ausführbar (Pat. hatte lange Zeit die ganze Hand verbunden getragen und gar nicht bewegt). Die Hautprobe wurde der beschriebenen hypalgetischen Stelle entnommen. Von den so gewonnenen Schnitten (etwa 50) liess auch nicht ein einziger irgend ein zweifelloses Nervenelement erkennen.

Die degenerative Neuritis des N. ulnaris war wohl das Residuum einer Entzündung des Plexus brachialis, die vor ca. 3 Jahren mit Herpes eingesetzt hatte.

4

1 Die Reproduction des Mikrophotogrammes einer solchen Faser ergab ein nicht klares Bild, so dass diese Figur weggelassen wurde.

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