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Die mikroskopische Untersuchung der Wurzelfasern der Cauda equina aus demjenigen Theile der Fasern, welcher verdünnt und heller gefärbt erschien (Fig. 2, b, d), ergab auf Zupfpräparaten deutliche Anzeichen von parenchymatöser Entzündung ohne besondere Veränderungen der interstitiellen Substanz. fanden sich nicht wenige ganz leere SCHWANN'sche Scheiden, in vielen Fasern. bot die Markscheide das eine oder andere Stadium von der Neuritis eigenthümlichen Veränderungen dar. Je mehr sich die vorderen Wurzeln dem Rückenmark und die hinteren der Peripherie annäherten, wuchs die Zahl der normal aussehenden Fasern allmählich, so dass bei den Stellen a und e die Verhältnisse gerade die umgekehrten waren, wie in den Abschnitten und d.

Nachdem sich nun die Thatsache einer circumscripten Erkrankung der Caudafasern ergeben hatte, wurde zur Untersuchung der übrigen Wurzeln geschritten, welche nicht zur Cauda equina gehören. Alle diese Wurzeln, sowohl die vorderen, als die hinteren, von der 12. Brustwurzel angefangen, wurden in Zupfpräparaten untersucht und erwiesen sich als vollkommen normal.

Das Rückenmark wurde nach Härtung in MULLER'scher Flüssigkeit in Segmente zerlegt und theils mit MARCHI'scher Flüssigkeit behandelt, theils mit verschiedenen Farbstoffen gefärbt.

Die Untersuchung der mit verschiedenen Farbstoffen (Carmin, Anilinblau, Hämatoxylin nach WEIGERT u. A.) behandelten Präparate liess keinen Zweifel übrig, dass im Rückenmark keinerlei Herdaffectionen vorhanden waren; ebenso waren auch keine entzündlichen Erscheinungen von Seiten der weichen Rückenmarkshaut zu finden, worauf hin besonders sorgfältig der Lendenabschnitt des Rückenmarks untersucht wurde.

Nachdem auf diese Weise eine primäre Affection des Rückenmarks mit Sicherheit ausgeschlossen worden war, wurde zur Untersuchung der mit MARCHI'scher Flüssigkeit behandelten Theile geschritten. Bei der mikroskopischen Untersuchung der durch dieselben gelegten Schnitte wurde die meiste Aufmerksamkeit in erster Reihe den Hintersträngen mit den hinteren Wurzeln geschenkt, und in zweiter Reihe den vorderen Wurzeln in ihrem Verlaufe in der Substanz des Rückenmarks.

Die Hinterstränge erwiesen sich im unteren Abschnitt des Rückenmarks bis zum ersten Lumbalsegment (Fig. 3) durchweg verändert. Schwarze Markschollen, wie sie ja bei Färbung nach MARCHI'scher Methode so charakteristisch für degenerirte Theile sind, bedeckten das ganze Gebiet von weisser Substanz zwischen den Hinterhörnern (Fig. 3, a). Nirgends anderweitig war eine stärkere Anhäufung oder umgekehrt ein stärkerer Schwund der Schollen im Gebiet der Hinterstränge zu bemerken.

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Fig. 3. Schnitt durch das Rückenmark im Niveau der ersten Lendenwurzel; a, degenerirte Partie.

Das soeben beschriebene Bild veränderte sich zuerst im Gebiet des XII. Brustsegments. Hier lag eine deutliche Abnahme der schwarzen Schollen in demjenigen Abschnitt des Hinterstranges vor, welcher unmittelbar dem hinteren

Ende des Hinterhorns anliegt (Fig. 4, b); doch ist es ein sehr beschränkter Bezirk.

Auf den Schnitten vom nächsten, XI. Brustsegment erschien das Gebiet der Abnahme der schwarzen Schollen bedeutend vergrössert. Dasselbe liegt hier der Innenseite des Kopfes vom Hinterhorn unmittelbar an und geht wie auf den vorhergehenden Schnitten, bis zur Peripherie des Präparates; ausserdem aber erstreckt es sich hier, wie Fig. 5, b zeigt, längs dem inneren Rande des Hinterhornes bis nahe zum Centrum des Schnittes und nimmt gleichzeitig auch in der Richtung zum Septum long. post. zu.

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In gleicher Weise geht es im Bereiche des X. und IX. Brustsegmentes weiter im Sinne der Zunahme des geschilderten Gebietes, so dass auf dem Schnitt durch das IX. Brustsegment (Fig. 6) das Hinterhorn bereits fast mit seiner ganzen Innenseite der normalen weissen Substanz anliegt, und nur der unmittelbar an die graue Commissur grenzende Abschnitt der Hinterstränge ist von schwarzen Schollen besetzt (Fig. 6, a). Die innere Grenzlinie, welche die normale weisse Substanz von der schwarze Schollen enthaltenden scheidet, beschreibt einen steilen Bogen, welcher nach dem Hinterhorn zu offen ist.

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Auf dem Durchschnitt des VIII. Brustsegments erscheint der von Markschollen freie Abschnitt des Hinterstranges noch mehr vergrössert (Fig. 7, b). Dementsprechend ist der Umfang derjenigen Partie der Hinterstränge, welche

von Schollen zerfallenen Myelins besetzt ist, noch mehr beschränkt (Fig. 7, a). Dieselben reichen immernoch bis zur grauen Rückenmarkscommissur, obwohl sie nur ausschliesslich den mittleren Theil derselben umfassen.

Je weiter wir von Segment zu Segment aufwärts gehen, desto weiter geht auch die Veränderung im Umfange des von schwarzen Schollen ausgefüllten Abschnittes der Hinterstränge, wenn auch nicht in so ausgeprägtem Maasse wie früher. Einerseits verengt sich genannter Abschnitt in seinem vorderen Theile, der zur grauen Commissur hin gerichtet ist, andererseits nimmt er an der freien Peripherie des Segmentes ab, z. B. auf dem Präparat vom ersten Brustsegment (Fig. 8, a), wo er das Aussehen eines spitzen Keiles hat, welcher mit seiner Spitze die graue Commissur kaum erreicht.

C

b

Fig. 9. Schnitt durch das
Rückenmark im Niveau des
VIII. Halssegments; dieselben
Bezeichnungen.

Fig. 10. Schnitt durch das
Rückenmark im Niveau des
V. Halssegments; dieselben
Bezeichnungen.

Fig. 11. Schnitt durch das
Rückenmark im Niveau des
III. Halssegments; dieselben
Bezeichnungen.

Dieselbe Form eines Keiles behält die veränderte Partie der Hinterstränge auch im ganzen Halstheil des Rückenmarks bei (Fig. 9, a; 10, a; 11, a). Sie umfasst den mittleren Abschnitt der Hinterstränge zu beiden Seiten des hinteren Septum, in genauester Uebereinstimmung mit demjenigen Theile, welcher auf embryonalen Präparaten unter der Bezeichnung der GOLL'schen Stränge beschrieben wird. In Folge der Vergrösserung des sagittalen Durchmessers des Rückenmarks rückt der in Rede stehende Abschnitt der Hinterstränge mit seinem vorderen, zugespitzten Theile nach hinten, doch im Allgemeinen bleibt seine Ausdehnung im ganzen Verlaufe des Halsabschnittes vom Rückenmark annähernd die gleiche.

Beim Uebergange des Rückenmarks in die Medulla oblongata behält der veränderte Abschnitt der Hinterstränge im Ganzen das frühere Aussehen und Verhältniss zu den Nachbartheilen und erleidet nur geringfügige Veränderungen in seinen äusseren Conturen. Im vorderen zugespitzten Theile sich noch mehr verengernd, wird er an der hinteren Peripherie des Schnittes breiter und berührt gleichzeitig wieder den hinteren Rand der centralen grauen Substanz (Fig. 12, a).

Indem wir Schnitt auf Schnitt im verlängerten Mark weiter aufwärts gehen und die Höhe erreichen, wo bereits die Kerne der Hinterstränge deutlich entwickelt sind, überzeugen wir uns, dass der veränderte Abschnitt sich gerade in

denjenigen Theilen der Hinterstränge wiederfindet, welche als das Gebiet der GOLL'schen Stränge angesehen werden. Bei genauer Untersuchung eines Schnittes aus dieser Höhe (Fig. 13) sehen wir, dass die Schollen zerfallenen Myelins dem hinteren sowie dem ganzen inneren Rande des GOLL'schen Kernes dicht anliegen (Fig. 13, a), während die ganze äussere Fläche des Kernes von völlig normaler weisser Substanz umgeben ist; daneben ist es hier deutlich zu sehen, dass die centrale Partie des GOLL'schen Kernes beiderseits (Fig. 13, a') von einer grossen Zahl ebensolcher schwarzer Schollen ausgefüllt ist, wie sie über die ganze weisse Substanz des GOLL'schen Stranges verstreut sind. Es ist noch zu bemerken, dass weder die centrale graue Substanz, noch der Kern des BURDACH'schen Stranges ähnliche Schollen enthalten.

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Die hinteren Wurzeln auf den soeben geschilderten, mit MARCHI'scher Flüssigkeit behandelten Präparaten zeigten in ihrem Verlaufe in der Rückenmarksubstanz nur im Bereiche des Kreuz- und Lendentheils Veränderungen. Sie fielen in Gestalt einer ununterbrochenen Kette von schwarzen Schollen, wie sie für Fasern mit degenerirter Markscheide charakteristisch sind, deutlich in's Auge. Die Hauptmasse dieser Fasern ging durch die gelatinöse Substanz zur Basis des Hinterhorns und anscheinend in das Bereich des Vorderhorns. Nach den geschilderten Präparaten jedoch ein genaueres Urtheil über den Verlauf der beschriebenen Fasern und über den Ort ihrer Endigung zu gewinnen, war schwierig, da, wie wir weiter unten sehen werden, im Lumbal- und Sacralabschnitt sich nicht nur die hinteren, sondern auch die vorderen Wurzeln als degenerirt erwiesen. Die Letzteren vermengten sich im Bereiche der grauen Substanz mit den hinteren Wurzelfasern und verwirrten das Bild des Verlaufes der einzelnen Fasern ganz und gar. Nur Eines trat sehr deutlich hervor, das totale Fehlen von schwarzen Schollen in der hinteren Commissur, was gegen die Annahme eines directen Uebertritts von Wurzelfasern in die entgegengesetzte Rückenmarkshälfte zu sprechen scheint.

Vom XII. Brustsegment an erwiesen sich die in die Rückenmarkssubstanz neu eintretenden hinteren Wurzeln als völlig normal von Aussehen, und verändert erschienen nur die in die graue Substanz der Hinterhörner eintretenden

Fasern der Hinterstränge. Besonders zahlreich waren diese Fasern im untersten Brusttheil des Rückenmarks da, wo die CLARKE'schen Säulen deutlich entwickelt erschienen. Was den oberen Abschnitt des Brusttheils betrifft, so enthielt er nur eine ganz geringe Anzahl der geschilderten Fasern; im Halstheil waren sie überhaupt nicht mehr zu entdecken. Hier erst trat die nahe Beziehung dieser Fasern zu den CLARKE'schen Säulen deutlich zu Tage. Sie traten an die äussere Peripherie der Säule heran und zweifellos auch in dieselbe hinein, da in ihrem Bereiche zwischen den Ganglienzellen eine grosse Anzahl schwarzer Schollen von zerfallenem Myelin zu sehen war.

Die mit MARCHI'scher Flüssigkeit behandelten Präparate erwiesen auch, wie bereits oben erwähnt, ausgeprägte Veränderungen der vorderen Wurzelfasern in ihrem Verlauf in der Rückenmarksubstanz im Gebiet des Kreuz- und Lendentheils. Auf Fig. 14, welche einen Theil des durch das Vorderhorn des Rückenmarks gegangenen Schnittes darstellt, ist es deutlich zu sehen, dass der Querschnitt der vorderen Wurzelfasern eine grosse Menge schwarzer Schollen enthält (Fig. 14, a); ferner ist es deutlich sichtbar, wie Ketten schwarzer Schollen die weisse Substanz in Gestalt eines compacten Bündels durchziehen (Fig. 14, b), welches nach dem Eintritt in die graue Substanz pinselförmig zerfällt; einzelne dieser Ketten durchdringen das ganze Vorderhorn.

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Fig. 14. Schnitt durch das Rückenmark im Niveau des I. Sacralsegments; a Querschnitt einer Vorderwurzel, b intramedullärer Theil der vorderen Wurzel, B weisse Substanz, A graue Substanz d. Vorderhorns.

Im Sacraltheil erwiesen sich die Veränderungen der vorderen Wurzeln als stärker ausgeprägt, als im Lendentheil, und im letzteren nahmen sie nach oben hin merklich ab. Im Brusttheil erschienen die vorderen Wurzelfasern ganz frei von schwarzen Schollen zerfallenen Myelins.

Was die Zellen der Vorderhörner in denjenigen Abschnitten betrifft, wo Veränderungen in den vorderen Wurzeln vorlagen, so war es schwer, irgend etwas Positives darüber zu sagen. Sicherlich war der grösste Theil der Zellenelemente von völlig normalem Aussehen, doch waren auch nicht wenig solche Zellen anzutreffen, welche den Eindruck machten, als wären sie verändert, obwohl diese Veränderungen, streng genommen, denjenigen völlig analog waren, welche so oft an notorisch gesunden Organen beobachtet und als Producte der Bearbeitung des Objects angesehen werden. Leider war in Folge des vorherbestimmten Zweckes der Untersuchung die Anwendung feinerer Färbungsmethoden der cellulären Elemente unmöglich.

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