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Autoren nicht. Von grossem Interesse sind die Bemerkungen über die Leitung der Schmerz- und Temperaturwege die Autoren fassen hier die graue Substanz nicht als ein einfaches Leitungs-, sondern als ein Summationsorgan auf. Das dauernde Fehlen der Sehnenreflexe bei schweren hochsitzenden Läsionen der Medulla wird unter Hinweis auf Bastian und den Referenten anerkannt leider figurirt auch hier noch der Fall Gerhardt's als im Widerspruch mit Bastian's Angaben. Die Physiologie des Blasen- und Mastdarmreflexcentrums liest man am besten zugleich mit der betreffenden Pathologie im Capitel Symptomatologie die Autoren setzen klar und deutlich alles Vorkommende auseinander, ohne sich auf einen theoretischen Schematismus einzulassen, zu dem wir hier auch keine Berechtigung haben. Ausführlich sind auch hier die Bemerkungen über die trophischen Functionen des Rückenmarks sie decken sich im Allgemeinen mit dem heute Anerkannten, wenn auch neuerdings wieder Neigung vorhanden ist, gewisse trophische Störungen auf einen mehr activen Nerven process zurückzuführen (Fehlen der neuroparalytischen Keratitis bei totaler Zerstörung des Trigeminus).

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Im Capitel der pathologischen Anatomie es enthält auch die Methoden zur Conservirung und Härtung, sowie Färbung des anatomischen Materials sind mit besonderer Ausführlichkeit die Abschnitte über das Amputationsrückenmark und über die sog. Symptomerkrankungen behandelt. In Bezug auf die erstere Frage schliessen sich die Verff. den Ausführungen Marinesco's an hier wird auch die wichtige Lehre von der Degeneration des Axencylinders in der Peripherie bei anatomisch normalem Centrum gestreift. Die Lehre von den combinirten Systemerkrankungen unterwerfen die Verff. einer sehr scharfen und durch gute Gründe gestützten Kritik. Das wichtigste Moment ist wohl, dass, wie die Neuronenlehre gezeigt hat, Erkrankungen functionell zusammengehöriger Systeme sich auf dem Querschnitte gar nicht als Strangerkrankungen auszudrücken brauchen. Dennoch glaubt Ref., dass man doch einzelne Beobachtungen der sog. atactischen Paraplegie als combinirte Systemerkrankungen wird anerkennen müssen.

Dem Ref. erscheint es von grossem Interesse, dass auch von diesen Autoren die grösste Zahl der syphilitischen Rückenmarkserkrankungen (Myelitis transversa syphilitica) als vasculären Ursprungs anerkannt wird. Auch die Wichtigkeit der Arteriosclerose wird hervorgehoben. Bei der Frage über die Regeneration des Rückenmarks sind die wichtigen Arbeiten von Ströbe nicht berücksichtigt.

Der Abschnitt über Symptomatologie ist am ausführlichsten behandelt. Auch das Vorkommen der seltenen, auf Markerkrankung beruhenden Diplegia brachialis wird erwähnt. Auf die Brown-Séquard'sche Lähmung ist oben schon hingewiesen; übrigens ist bei derselben mehrmals auch bei hochsitzender Läsion dauerndes Fehlen der Sehnenreflexe auf Seite der Lähmung beobachtet. Das Vorkommen von fibrillären Zuckungen bei Neurasthenie wird gebührend betont. Dass die Capitel über Muskelsinn, Bewegungsempfindung, Ataxie eingehend behandelt sind, ist bei diesen Autoren wohl selbstverständlich; die Leyden'sche Ataxietheorie ist jetzt wohl allseitig acceptirt. Der Abschnitt über die Sehnenreflexe enthält alles von Bedeutung die geringe klinische Bedeutung der Hautreflexe wird betont. Die Anschauungen über die Entstehung des Decubitus sind in praktischer Beziehung von besonderer Bedeutung. Anidrosis kommt manchmal in dem ganzen Gebiete unterhalb einer Querläsion vor und kann für die Segmentdiagnose verwerthet werden (Ref.). Für die Entstehung der spinalen Arthropathien ist vielleicht auch das Fehlen der Sehnenreflexe von Bedeutung.

In Bezug auf die Segmentdiagnose werden die neuesten Angaben über die segmentäre Anordnung der einzelnen motorischen und sensiblen Functionen verwerthet. Mit Nachdruck wird auf die grossen Schwierigkeiten dieser Diagnose und ihre Grade hingewiesen; namentlich auch auf die individuellen Varietäten. Sherrington's Lehre von der Anastomosirung der einzelnen Nervenwurzeln in den Hautgebieten wird als gesichert anerkannt.

Im Capitel Aetiologie hätten die experimentell bacteriologischen Arbeiten der Franzosen vielleicht etwas mehr Ausführlichkeit verdient. Die wichtige Tabes-Syphilisfrage wird in einem Nachsatze bei den Erkrankungen im Kindesalter in 4 Worten mit einem (?) abgemacht (S. 186 oben), dagegen über Erkältung eingehend gehandelt.

Von ganz besonderem Interesse ist auch der Abschnitt über Therapie. Er enthält die werthvollsten Rathschläge und hält sich ebenso entfernt von allzu grossem Pessimismus, wie, wohl selbstverständlich bei der Erfahrung der Autoren, von optimistischen Anschauungen. Die neuere operative Chirurgie ist eingehend besprochen; - über die operativen Eingriffe bei Traumen der Wirbelsäule wird, abgesehen von ganz besonders liegenden Fällen, mit Recht der Stab gebrochen. Mit grossem Vergnügen hat Ref. den Abschnitt über die Elektrotherapie gelesen. Die Autoren stehen den Anschauungen von Möbius, zu denen sich Ref. bekennt, sehr nahe, um nicht zu sagen, sie haben dieselben. Vor Allem bestreiten sie den Einfluss der Elektrotherapie auf den eigentlichen Krankheitsprocess im Rückenmarke. Doch suchen sie auch von den physikalischen Wirkungen der Elektricität, die immer an der Peripherie einsetzen sollen, zu retten, was zu retten ist. Vor Allem aber erweitern und präcisiren sie in sehr interessanter Weise den Begriff der Suggestion, indem sie hervorheben, dass die psychischen Wirkungen der Elektricität nicht nur auf den Glauben an ihre Wirkung sich beschränken, sondern viel weitergehende sind, was im Einzelnen im Originale nachzulesen ist.

Der Leser der vorliegenden Abhandlung wird mit Spannung die Fortsetzung des Werkes erwarten. L. Bruns.

12) The spinal cord lesions and symptoms of pernicious anemia, by Charles W. Burr M. D. (University Medical Magazine. 1895. April.)

Das Material für die Untersuchungen des Verf. lieferten 7 Fälle von perniciöser Anamie, 1 Fall von secundärer Anämie nach chronischer Dysenterie und ein Fall von spastisch-atactischer Lähmung bei einem hochgradig anämischen Phthisiker. Die Ergebnisse der Forschungen des Verf., die durch offenbar nach Photographien gefertigte ausgezeichnete mikroskopische Bilder illustrirt werden, gestatten den sicheren Schluss, dass der Zusammenhang zwischen perniciöser Anämie und bestimmten Rückenmarksveränderungen kein zufälliger ist. Nur ein Fall von den sieben des Verfassers ergab keine pathologischen Veränderungen am Rückenmark. Am meisten befallen ist ganz constant die Halsanschwellung der Medulla; nach abwärts nimmt die Intensität der Veränderungen ab, so dass im Lumbarmark gar keine oder sehr geringe zu constatiren sind. Befallen sind in der Regel die Hinterstränge, die directen Pyramidenbahnen und die Pyramidenstränge, selten die Kleinhirnseitenstrangbahnen. Die graue Substanz ist niemals erheblich erkrankt, desgleichen ist eine hier und da zu constatirende Degeneration der hinteren Wurzeln immer sehr unbedeutend. Im Vordergrunde stehen regelmässig die Veränderungen der Hinterstränge, die auch ganz isolirt erkranken können, während die an Intensität stets viel geringere Erkrankung der Seitenstränge ganz fehlen kann und, was besonders betont werden muss, niemals isolirt nachzuweisen ist. Ganz regelmässig grenzt ein Streifen normaler, weisser Substanz das erkrankte Gebiet von der grauen Substanz ab. Ziemlich häufig stellt das erkrankte Gebiet im Halsmark zwei durch einen Streifen normalen Gewebes (nach den Zeichnungen scheint derselbe dem kommaförmigen Feld Schultze's zu entsprechen. Ref.) getrennte Erkrankungsgebiete dar. Im unteren Dorsal- und im Lendenmark begreift die Erkrankung eine in der Mitte zwischen grauer Substanz und hinterem Septum gelegene, von ersterem und letzterem durch normales Gewebe getrennte Zone. Die Läsion ist stes sehr symmetrisch, nie von Deformirung oder Schrumpfung begleitet.

Die nähere Untersuchung ergiebt, dass es sich um primären Faserschwund handelt, die Gefässe erwiesen sich ausnahmslos als normal. Die Erkrankung ist nicht strangförmig, da sie an den Grenzen der einzelnen Stränge an vielen Stellen nicht Halt macht.

Verf. erörtert die verschiedenen Hypothesen über die Ursache der Rückenmarkserkrankung bei perniciöser Anämie, ohne sich selbst für eine Erklärung entscheiden zu können.

Die klinischen Symptome treten in der Regel gegen die durch die Grundkrankheit bedingten so zurück, dass selbst aufmerksamer Untersuchung das eine oder andere entgehen mag, jedenfalls entsprechen sie oft nicht der Ausdehnung der anatomischen Erkrankung. Die Ataxie ist bisweilen sehr hochgradig, die Patellarreflexe fehlen oft, bisweilen sind sie sehr stark. Fussclonus fehlt meist. Parästhesien sind in der Regel vorhanden, leichtere Sensibilitätsstörungen objectiv meist nachweisbar. Lancinirende Schmerzen und Gürtelgefühl fehlen. Pupillarreaction, wenn auch träge, stets erhalten.

Die interessante Arbeit dürfte von solchen, die in Zukunft das gleiche Thema behandeln, nicht zu vernachlässigen sein. Martin Bloch (Berlin).

13) Ueber Veränderungen des Nervensystems bei Leukämie von Walter Müller. (Inaug.-Dis. Berlin. 1895.)

Verf. teilt die anatomische Untersuchung des Rückenmarkes eines Falles von Leukämie mit. Die Veränderungen betrafen vornähmlich die Hinterstränge. Dieselben wiesen im Cervicalmark folgende Veränderungen auf. Die Goll'schen Stränge zeigen im mittleren Drittel neben dem Septum ein degenerirtes, rundliches Feld, das sich dorsalwärts symmetrisch teilt und zwei stumpfe Ausläufer nach der Basis längs der Septa intermedia sendet. In dem freigebliebenen Dreieck der G.'schen Stränge einige degenerirte Fasern. In den Keilsträngen einzelne degenerirte Fasern, die stellenweise kleine Herde bilden. Neuroglia vermehrt und verdickt. Caudalwärts nimmt die Degeneration zu. Graue Substanz, die übrige weisse Substanz, vordere und hintere Wurzeln, Gefässe ohne Veränderungen.

Im Dorsalmark ist der Charakter der Degeneration der Goll'schen Stränge der gleiche; dagegen ist die Peripherie der HS in beträchtlicher Breite vollkommen degenerirt, desgleichen die Keilstränge mit Ausnahme des ventralen Feldes. Nach dem Lumbalmark zu und in demselben haben die Veränderungen beträchtlich abgenommen. Es sind hier indessen einige kleine degenerirte Felder in den VS und PyS nachweisbar.

Die Untersuchung des Nn. crurales und einiger Hautnerven der Oberschenkel ergab hochgratige Degeneration.

Zu bedauern ist, dass der Arbeit alle klinischen Notizen, insbesondere darüber, ob bei Lebzeiten des Patienten irgend welche auf eine Erkrankung des Nervensystems deutende Symptome vorhanden waren, fehlen. Martin Bloch (Berlin).

14) Ueber 2 Fälle von,,spastischer Spinalparalyse", von Dr. M. Lapinsky. (Zeitschrift für klinische Medicin. Bd. XXVIII.)

Es handelt sich um 2 Fälle, die während des Lebens das typische Bild der spastischen Spinalparalyse darboten: chronischer Verlauf, Beginn des Leidens an den Beinen, intacte Sensibilität, Steigerung der Sehnenreflexe, Intactheit der visceralen Reflexe.

Intentionszittern und Nystagmus fehlten. Die Antopsie ergab jedoch das Vorhandensein multipler sclerotischer Herde in Rückenmark und Gehirn.

K. Grube (Neuenahr).

15) Ein Fall von Paraplegia spastica juvenilis, von Benedict. (Wiener medicinisch Presse. 1895. Nr. 13 und 14.)

Ein 25jähr. Malergehülfe, bis dahin gesund, fiel mit 15 Jahren. Nach und nach konnte er die Beine weniger gebrauchen. Die Störung besteht wesentlich darin, dass beim Gehen die Kniee übergebeugt sind und der Rumpf nach vorwärts gebeugt ist. Die Beine sind nicht gelähmt, werden aber leicht kraftlos. Sehnenreflexe und Reflexerregbarkeit der Beine sind überhaupt erhöht. Elektrische Erregbarkeit mindestens normal, wahrscheinlich erhöht. Häufiger Harndrang. Deutliche Entartungszeichen, besonders starke Plagiocephalie, Prognathie, Progenie. Obige Krankeit ist,, wesentlich ein Krampfzustand der Gelenkspanner in bestimmten Richtungen", sie unterscheidet sich von der Paraplegia spastica spinalis dadurch, dass sie im Knabenalter auftrat, nicht fortschreitend war und sich nicht nachweisbar an vorausgehende Lähmungen anschloss; von der Paraplegia spastica infantilis dadurch, dass sie spät erst auftrat und besonders alle abweichenden Stellungen in der Ruhelage fehlten. Die Entartungszeichen des geschilderten Kranken weisen auf eine Veranlagung für die Erkrankung hin, die erst nach dem Falle eintrat. Für die Ausdrücke Paraplegia spastica infantilis und spinalis schlägt der erfahrene Verf. endlich folgende Namen vor:,,Doppelseitige Gelenksüberspannung der Kinder" und der Erwachsenen. Näcke (Hubertusburg).

16) Zwei Fälle von Rückenmarksgeschwülsten, von C. Gerhardt. [Anatomische Untersuchung von Pons und Medulla oblongata des Falles W. von Hans Ruge.] (Charité-Annalen. 1895. XX. Jahrgang.)

1. 38 jähr., seit 5 Jahren an Phthise leidender Mann, bemerkt August 1894 eine Schwäche zuerst der rechten, dann der linken Seite, die plötzlich ohne Bewusstseinsstörung auftraten; zugleich Taubheitsgefühl in beiden Seiten, links auch Gefühl von Prickeln in den Fingern. Bei der 2 Monate später erfolgten Aufnahme wird constatirt: Ausgebreitete Lungentuberkulose, starke Abmagerung. Atrophie der Schultermuskulatur, des linken Armes und der Hand. Fibrilläre träge Zuckungen am linken Oberarm. Motilität herabgesetzt, links stärker als rechts, deutliche Ataxie besonders der linken Extremitäten, an der Muskulatur des linken Armes partielle EaR. Sensibilitätsstörungen an der ganzen rechten Seite in allen Qualitäten. Geringere Sensibilitätsstörungen links. Kältegefühl auf der rechten Seite. An den Hirnnerven findet sich Verengerung der linken Lidspalte; der linke Mundwinkel steht höher, die rechte Pupille ist weiter, Zunge deviirt nach links, Uvula steht nach rechts, das rechte Gaumensegel höher als das linke. In der nächsten Zeit öfter Schmerz im linken Arm und im Nacken, der zeitweilig in heftigen Schmerzanfällen auftritt; zusammenschnürende Schmerzen in beiden Brusthälften, Schmerz beim Hintenüberbeugen des Kopfes und bei Streckung des Nackens. Wenige Wochen ante exitum Bläscheneruption in der Gegend des linken Schlüsselbeins. Diagnose: Rückenmarkstuberkel. Die Obduction ergiebt einen Solitärtuberkel in der Halsanschwellung in der Ausdehnung von 1-2 cm, der links die Oberfläche des Rückenmarks erreicht, rechts noch einen schmalen Saum weisser Substanz übrig lässt. Vereinzelte Tuberkel im Gehirn.

2. 56 jähr. Phthisica mit Albuminurie und wechselnden Symptomen von Seiten des Herzens leidet an mehrmals täglich auftretenden Anfällen von Glottiskrampf, die schnell wieder vorübergehen. Pat erhebt dabei den Kopf nach hinten, besonders erschwert erscheint die Inspiration, die mit deutlichem Stridor erfolgt.

Mehrfach ausgeführte Spiegeluntersuchung ergiebt wechselnden Befund; die Erscheinungen bestanden in wechselnden und geringen Schwächezuständen des Glottisoffners bald rechts bald links, in reflectorischer Uebererregbarkeit der Adductoren, theilweise auch in atactischen Bewegungen der Stimmbänder. Im übrigen keine

pathologischen Symptome am Nervensystem. Als Ursache der Larynxerscheinungen wurde eine ähnliche Erkrankung der Medulla oblongata angenommen, wie sie bei Tabes gefunden wird. Die anatomische Untersuchung ergiebt an der Basis des 4. Ventrikels rechts ausgedehntere, links begrenzte unregelmässige, bräunliche Einziehungen, in der Brücke vereinzelte Venectasien besonders rechts. Zwischen den Wurzeln der Spinalnerven rechts ein erbsengrosser Cysticercus, an der 8. Vorderwurzel derselben Seite ein kleiner. G. entscheidet nicht, welchem der beiden Befunde er die Veranlassung der klinischen Erscheinungen zuzuschieben hat.

Die von Ruge gemachte genauere Untersuchung der Brücke und des verlängerten Marks in diesem Fall ergiebt einen aus einer beträchtlichen Anzahl kleiner Hämorrhagien bestehenden Herd im Pons, der in der linken Hälfte derselben in den peripheren Pyramidenbündeln dorsal und etwas nach aussen gelegen bis an, zum Theil in die Schleifenschicht hineinragt. Der Herd reicht noch nicht in die Gegend der Kerne des 9.-12. Hirnnerven hinab, nach oben bis unterhalb der Querschnittshöhe, wo das Ursprungsgebiet des Quintus beginnt. Martin Bloch (Berlin).

17) A patient with Little's paralysis, by Dr. R. Barclay Ness. (The Glasgow medical journal. 1895. August.)

Die Mutter des 9 Monate alten Knaben ist 36 Jahr alt; Pat. ist ihr erstes Kind; die Geburt war sehr schwer und musste mit der Zange beendet werden; das Kind war über eine halbe Stunde schwer asphyktisch; ob Pat. Convulsionen gehabt hat, ist nicht sicher zu eruiren. In der Mitte des Os frontale findet man eine starke Prominenz des Knochens, in der linken Schläfengegend eine Depression. Die grosse Fontanelle ist noch nicht völlig geschlossen. Alle 4 Extremitäten sind spastischparetisch; im Gegensatz zu den meisten beobachteten Fällen ist aber die Rigidität an den Armen weit mehr ausgesprochen, als an den Beinen, wenngleich auch hier deutlich. An ersteren ist die Steifigkeit so hochgradig, dass die Mutter Mühe hat, das Kind an und auszukleiden. Der Gesichtsausdruck ist stumpf und unintelligent. Bemerkenswerth ist, dass die Rigidät zuzunehmen scheint, wenn das Kind berührt wird; plötzliches Geräusch in der Nähe des Pat. verursacht unregelmässige Zuckungen in den Armen.

Verf. ist geneigt, die Ursache der Affection weniger in der Deformität des Schädels, als in capillären Hämorrhagien, verursacht durch die schwere Asphyxie, zu sehen, womit er dem Vorgange Little's folgt. Martin Bloch (Berlin).

18) Klinische und anatomische Beiträge zur Kenntniss der Drucklähmungen des Rückenmarks, von Dr. E. Grawitz. (Charité-Annalen. 1895. XX. Jahrgang.)

Vorliegende ungemein reichhaltige Arbeit enthält klinische und anatomische Beobachtungen von 16 Fällen von Compressionsmyelitis, die in den letzten Jahren auf der Gerhardt'schen Klinik behandelt worden sind. Aus der Fülle des Materials seien in Folgendem einige Einzelheiten hervorgehoben. Zunächst bringt Verf. zu der von Wümmell in jüngster Zeit beschriebenen gutartigen Form traumatischer Spondylitis zwei Fälle, in denen es nach einem Sturz auf den Rücken, wobei der betr. Pat. unter eine schwere Last zu liegen kam, zur Entwickelung einer leichten Myelitis kam, die aber nach einigen Monaten völlig zurückging. Andererseits giebt es nach Verf. Beobachtungen zweifellos Fälle, in denen die Entwickelung einer tuberculösen Wirbelcaries einer oder mehreren traumatischen Einwirkungen den ersten Anstoss verdankt. Dass Menschen mit weit ausgedehnten tuberculoscariöser Zerstörungen mehrerer Wirbel nicht nur keine Beschwerden haben, sondern

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