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II. Referate.

Anatomie.

1) On the flocculus, by Alexander Bruce. (Brain. Summer-Autumn. 1895.) Neue Untersuchungen an Schrägschnitten bei 61/2 monatlichen Föten über die Endigungen des Flockenstieles. Die Fasern des Flockenstieles sind schon sehr frühzeitig markhaltig. Die Flocke ist nach den Ergebnissen dieser Untersuchung eine wichtige centrale Verbindungsstätte zwischen den Kernen der Vestibularnerven, dem accessorischen Kerne der Cochlearnerven und dem des Nervus abducens. Nach innen gelangen die Fasern bis in die substantia reticularis grisea ob auch an die andere Seite ist zweifelhaft. Ob auch Fasern in den Vermes cerebelli gelangen ist Bruce sehr zweifelhaft. Bruns.

2) Zur Anthropologie des Rückenmarks, von Ranke. (Corresp.-Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropol. u. s. w. 1895. Nr. 10.)

Verf.'s eingehende Untersuchungen ergeben, dass das Gewichtsverhältniss von Rückenmark und Sinnesorganen zum Gehirn ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Thier und Mensch abgiebt", ferner, was schon Sömmering ausgesprochen hatte, dass der Mensch unter allen Vertebraten das grösste und schwerste Gehirn im Verhältniss zu dem übrigen Nervensystem hat. Hierin steht der Mensch unbestreitbar an der Spitze der gesammten animalen Welt". Verf. wog speciell das Rückenmark und zwar mit der Oblongata, die an der Spitze des Calam. script. quer abgetrennt ward; entfernt wurden ferner die Häute, die Cauda equina und alle Nervenwurzeln. Von den Sinnesorganen wurden nur die beiden Augen gewogen. Es fand sich zunächst, dass,,,im Verhältniss zu seinem Gehirn, der Mensch das leichteste Rückenmark und die leichtesten Augen hat". Beim erwachsenen Menschen wiegt das Rückenmark etwa 2% des Gehirns, bei den Säugethieren ist dagegen im Minimum das Rückenmark relativ zum Gehirn noch 10 Mal schwerer, im Maximum 20 Mal; ähnlich auch bei den Vögeln. Beim Schellfisch sind Rückenmark und Gehirn gleich schwer. Beim Gorilla ist das Rückenmark etwa 3 Mal relativ schwerer, als das des erwachsenen Mannes. Die Augen wiederum betragen bei Letzteren etwa 1% des Gehirngewichts, sind aber bei den Säugethieren viel schwerer; beim grossen Hunde 12%, beim Pferde 18%; noch viel grösser sind die Augen der Nagethiere, beim Kaninchen z. B. 60%, bei letzteren sind die beiden Augen um 14% schwerer als das Rückenmark. Beim Sperling sind sie fast halb so schwer wie das Gehirn und mehr als 4 Mal so schwer als das Rückenmark. Beim Frosch sind sie gar 3-4 Mal schwerer als das Gehirn und beim Schellfisch mehr als 13 Mal schwerer als das Gehirn und das gleich schwere Rückenmark. Eine Wägung von Hunden verschiedener Rasse ergab, dass ,,mit dem zunehmenden Körpergewichte bei erwachsenen Individuen der gleichen Species auch das absolute Gewicht der Nerven. masse, Gehirn, Rückenmark und Augen zunimmt" dasselbe zeigt sich mit dem Körperwachsthum.

In der gleichen Nummer fasst Mies seine schon früher gemachten Untersuchungen über das Verhältniss von Rückenmark zu Gehirn und Körperlänge, nochmals zusammen. Näcke (Hubertusburg).

3) Anleitung beim Studium des Baues der nervösen Centralorgane im gesunden und kranken Zustande, von Prof. Dr. Heinrich Obersteiner. (3. vermehrte und umgearbeitete Auflage. Leipzig-Wien, Franz Deuticke. 1896.) Obersteiner's bekanntes Lehrbuch der Histologie des Nervensystems ist eben in dritter Auflage erschienen, gewiss das beste Zeichen dafür, dass dasselbe trotz

der Fülle ähnlicher Werke, die wir besitzen, seinen Platz zu behaupten gewusst hat. Der Hauptvorzug des Buches liegt in der didaktischen Tendenz der Darstellung, die auch in der neuen Auflage festgehalten wurde. Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage sind vier Jahre verflossen, ein Zeitraum, in dem Dank einer verbesserten Methodik unsere Anschauungen über den Aufbau des Nervensystems und den Zusammenhang seiner Theile wesentliche Umgestaltungen erfahren haben. Diese Aenderungen weist auch das Buch Obersteiner's auf, das oft bis in die Details eine vollständige Umarbeitung erfahren hat, um den neueren Ansichten gerecht zu werden.

Dass Obersteiner gegenüber manchen dieser Anschauungen Kritik übt und Altes und Neues möglichst in Einklang zu bringen sucht, ist gewiss nur anzuerkennen. Auch ausserlich schon prägt sich die Umarbeitung der 3. Auflage dadurch aus, dass das Buch um 311⁄2 Bogen stärker ist als die früheren Auflagen. Die Zahl der Abbildungen ist bedeutend vermehrt, die aus den früheren Auflagen übernommenen insbesondere die schematischen sind wesentlich umgearbeitet worden. Ein Eingehen

auf Details verbietet sich von selbst; erwähnt sei nur, dass insbesondere der zusammenfassende 7. Abschnitt,,Faserzüge und Bahnen" die weitgehendsten Aenderungen erfahren hat. Die erweiterten Litteraturnachweise sowie die pathologisch-anatomischen Ausführungen dürften allgemein willkommen sein.

Es steht zu erwarten, dass Obersteiner's Buch auch in seiner neuen verbesserten Gestalt die Anerkennung der Fachgenossen wie bisher finden wird. Redlich (Wien).

Experimentelle Physiologie.

4) Ueber das Verhalten des Sphincter ani bei Hunden mit exstirpirtem Lendenmark, von Ernst Fuld. (I.-D. Strassburg. 1895.)

Nach einer oft recht drastischen Besprechung der bisher veröffentlichten Forschungsergebnisse und Theorien über die Function des Sphincter ani berichtet Verf. über seine Beobachtungen und Versuche an Hunden, denen in Goltz' Laboratorium das Lendenmark exstirpirt war. Zum Vergleich diente ein Hund, dem das ganze Rückenmark bis auf das Lendenmark entfernt war.

Verf. kommt zu folgenden Schlüssen :

Ein Hund mit exstirpirtem Lendenmark geht so wenig an Kothstauung und Urinverhaltung wie am entgegengesetzten Uebel zu Grunde; sich selbst überlassen besorgt er vielmehr die Entleerung nicht gar viel anders als ein normales Thier.

Der Sphincter ani erhält normaler Weise vom Rückenmark aus einen Tonus, der sich nach dessen Exstirpation grösstentheils verliert, zum nicht geringen Theil aber in der Folge wieder herstellt.

Ein trophisches Centrum dieses Muskels liegt jedenfalls ausserhalb des Lendenmarks, mit einiger Wahrscheinlichkeit im Ganglion mesentericum.

Der Sphincter ist nur als ganzes reizbar, und zwar ist diese Reizbarkeit eine Eigenschaft des Muskels selbst oder seiner motorischen Nerven.

Die Uebertragung eines punktförmig angreifenden Reizes auf den ganzen Umriss des Anus ist nicht durch den Einfluss eines Ganglion zu erklären. Wenn sie erklärt werden soll, so könnte man annehmen, dass innerhalb des Nervenstammes eine marklose Fibrille den Reiz an die andere weitergiebt.

Zur Annahme einer directen Irritabilität des Muskels liegt bis jetzt weder ein binreichend gesichertes Analogon noch eine zwingende Nöthigung vor. E. Beyer (Strassburg i./E.).

Pathologische Anatomie.

5) The morbid anatomy of a case of infantile paralysis, by Trevelgan. (Brain. Summer-Autumn. 1895.)

Der Fall ist klinisch, wohl sicher ein solcher von Poliomyelitis ant. acuta, obgleich merkwürdiger Weise Muskelschwund fehlte. Das Kind starb 11 Wochen nach Beginn der Erkrankung. Die über die ganze Länge der Medulla in etwas wechselnder Intensität nachgewiesenen pathol.-anat. Befunde bestanden in Zerfall von Ganglionzellen und ihrer Ausläufer, in einer ausgedehnten Rundzelleninfiltration des Gewebes um die sonst gesunden Gefässe, in Vermehrung der Neuroglia. Auch die weisse Substanz war nicht ganz gesund. T. stellt sich auf die Seite derjenigen Autoren, die bei der spinalen Kinderlähmung eine Uebertragung des Krankheitsgiftes durch die Blutgefässe annehmen. Er hält auch den infectiösen Ursprung der Poliomyelitis anterior acuta für erwiesen. Bruns.

6) Ein Beitrag zur pathologischen Anatomie der acuten Myelitis, von Dr. R. Pfeiffer, Assistenzarzt an der medicinischen Klinik in Bonn. (Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. 1895. VII.)

Bei einem gesunden, luetisch nicht (?) inficirten 43 jähr. Manne tritt nach anscheinend rheumatischen Beschwerden ziemlich plötzlich eine complete motorische und sensible Lähmung der unteren Körperhälfte auf. Dabei fehlen die Reflexe, es stellt sich Temperaturerhöhung ein und kommt zu eitriger Cystitis, Harnträufeln, Incontinentia alvi sowie zu tiefgreifenden Decubitalgeschwüren. Nach 6 Wochen unter zunehmender Herzschwäche Exitus. Die klinische Diagnose lautete: acute Myelitis lumbo-dorsalis. Die Autopsie und mikroskopische Untersuchung frischer Präparate bestätigte dieselbe; es fanden sich neben Bruchstücken von Nervenfasern Markkugeln sowie in Gruppen zusammenliegende Körnchenzellen. Nach erfolgter Härtung liessen sich acut entzündliche Vorgänge an den Gefässen des unregelmässig verbreiterten Piamantels erkennen und zwar hauptsächlich an den Venen. Diese acut phlebitischen Veränderungen fanden sich bald mehr in der Peripherie der Wandung, bald näher der inneren Circumferenz.

In einem weiteren Falle handelte es sich um eine 58 jähr. Frau, welche wegen eines metastatischen Epithelioms der rechten 7. Rippe nach Exstirpation eines Epithelioms der Haut der Unterkiefergegend und Resection der rechten Unterkieferhälfte in der chirurg. Klinik zu Heidelberg operirt wurde. Nach etwa 6 Monaten Exitus. Bei der Autopsie fanden sich metastatische Knoten im rechten Scheitelbein, myelitische Veränderungen im Brust- und Lendentheil des Rückenmarks. Das Charakteristische des Processes bestand in dem Auftreten kleiner, circumscripter, scharf abgegrenzter Herde in den weissen Stranggebieten der unteren und mittleren Rückenmarkssegmente, die Pf. als acute disseminirte Myelitis ansieht. E. Asch.

7) Des dégénérescences secondaires du système nerveux. Dégénérescence Wallérienne et dégénérescence rétrograde, par Gustave Durante. (Paris, Société d'éditions scientifiques. 1895. 255 p.)

Nachdem das Waller'sche Gesetz über die Nervendegenerationen Jahrzehnte hindurch als unumstösslich betrachtet worden ist, haben sich in den letzten Jahren mit der raschen Zunahme genauer Untersuchungen des centralen und peripheren Nervensystems die Beobachtungen gehäuft, welche im Widerspruch mit diesem Gesetz stehen. Verf. hat sich in dem vorliegenden umfangreichen Buch der dankens

werthen Mühe unterzogen, alle diese, die ,,retrograde Degeneration" des Nervensystems betreffenden Thatsachen zusammenzustellen.

Er behandelt im 1. Kapitel die Waller'sche Degeneration, die pathologischanatomischen Veränderungen des Nerven bei derselben und die mit ihrer Hülfe gewonnene Anschauung über die Topographie der verschiedenen Rückenmarksstränge. Aufsteigende Waller'sche Degeneration erleiden demnach Burdach'sche und Goll'sche Stränge in aus der grauen Substanz stammenden Fasern und in Fasern von den hinteren Wurzeln, die theils nach kurzem Verlaufe in die graue Substanz gehen, theils in die Medulla zu den Kernen der Hinterstränge verlaufen, dann die Kleinhirnseitenstrangbahnen, die Gowers'schen Stränge und der Funiculus sulco-marginalis ascendens (Marie). Absteigende Waller'sche Degeneration erleiden die Pyramidenstränge, ferner das intermediäre absteigende System der Seitenstränge (Löwenthal), der Funiculus marginalis anterior oder sulco-marginalis descendens (Marie), die von Schultze beschriebenen kommaförmigen Fasern der Hinterstränge und diffus vertheilte, aus den Wurzeln stammende Hinterstrangsfasern.

Im 2. Capitel bespricht Verf. die retrograde Degeneration der peripheren Nerven. Er betont zunächst, dass Waller selbst nach Durchschneidung der hinteren Wurzel eine leichte Degeneration des in Verbindung mit dem Ganglion spinale gebliebenen Theils und das Ganglion selbst beschrieben hat, jedoch dieselbe vernachlässigt und traumatischen Einflüssen zugeschrieben hat. Durch die Arbeiten von Véjàs, Joseph and Gad ist aber nachgewiesen, dass sowohl eine absteigende Degeneration der hinteren Wurzeln, als auch eine retrograde Degeneration der sensiblen Nerven existirt. Die letztere kann sich durch das Ganglion und die hinteren Wurzeln bis in das Rückenmark hinein fortpflanzen.

Verf. geht dann auf die Veränderungen des Rückenmarks nach vor längerer Zeit ausgeführten Amputationen ein. Es kommt zur Atrophie der entsprechenden Rückenmarkshälfte; die Ganglienzellen der grauen Substanz zeigen beträchtliche Veränderungen. In der weissen Substanz besteht einfache Atrophie der Nervenfasern, besonders im Hinterstrange. Auch in den vorderen und hinteren Wurzeln, sowie in den Spinalganglien sind von einzelnen Beobachtern Veränderungen beschrieben worden. Auch die Durchschneidung eines gemischten Nerven kann, wie Verf. unter ausführlicher Wiedergabe der einschlägigen Litteratur nachweist, zu einer aufsteigenden Degeneration im centralen Ende des Nerven führen, zum Theil mit den histologischen Kennzeichen der Waller'schen Degeneration, zum Theil mit Atrophie der Nervenfasern. Diese aufsteigende Degeneration, die den grössten Theil der Nervenfasern befällt, reicht oft nur bis zum Ganglion spinale; in manchen Fällen überschreitet sie dieses und geht in den hinteren Wurzelfasern bis in das Rückenmark hinein. Aber auch die rein motorischen Nerven lassen eine solche retrograde Degeneration erkennen. Verf. kommt nun auf die Fälle zu sprechen, bei denen im Anschlusse an das Trauma eines Nerven sich ein myelitischer Process entwickelt. Es kann zur Myelitis transversa kommen; aber es sind auch wirkliche systemartige Degenerationen beobachtet worden, besonders im Goll'schen Strange, im Anschlusse an Verletzungen des Ischiadicus oder Amputation des Beines. Diese Beobachtungen sind vielleicht von Bedeutung für die Aetiologie des Tabes; es ist möglich, dass dieselbe von einer peripheren Neuritis oder einer post-traumatischen, retrograden Degeneration der sensiblen Nerven durch Fortpflanzung auf die Hinterstränge entsteht. Neben vielen, diese Anschauung bekräftigenden Beobachtungen aus der Litteratur bringt Verf. zwei einschlägige eigene Fälle.

In dem ersten derselben hat ein 45jähr. Arbeiter vor 6 Jahren eine Verletzung des rechten Unterschenkels erlitten, vor 3 Monaten, nachdem er eine Last von 200 kg 2 Treppen hinaufgetragen hat, doppelseitigen Lumbarschmerz empfunden. Nun entwickelt sich in wenigen Monaten das ganze Symptomenbild der Tabes. Syphilis

ist auszuschliessen. In diesem Falle käme neben dem alten Trauma eine Wurzelzerreissung in Folge der schweren Last mit aufsteigender Degeneration der Hinterstränge in Betracht. Der zweite Fall betrifft einen 47jähr. Kaufmann, der sich

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vor 25 Jahren beide Füsse erfroren hat; vor 19 Jahren wird die rechte grosse Zehe zerschmettert. Vor 10 Jahren Mal perforant am rechten Fusse, später auch am linken. In den nächsten Jahren sehr langsame Entwickelung einer Tabes, die erst jetzt ganz ausgesprochen ist.

Diese Erklärung der Tabes würde natürlich nur für eine beschränkte Zahl von Fällen zutreffen.

Um die retrograde Degeneration im Gehirn nachzuweisen, greift Verf. zwei Stränge heraus, den äusseren Strang des Pedunculus cerebri und die Schleife. Die absteigende Degeneration des äusseren Strangs des Pedunculus cerebri, auch Türck'scher Strang genannt, von der 2. und 3. Temporalwindung aus ist so selten beobachtet worden, dass Verf. es für wahrscheinlich hält, dass hier eine retrograde Degeneration vorliegt. Die Schleife vereinigt die sensiblen Oliven und die Goll'schen und Burdach'schen Kerne mit den Corpora quadrigemina, dem Thalamus opticus und der Rinde; sie ist ein sensibler Strang und degenerirt in der Regel aufsteigend. Verf. bringt jedoch eine grosse Reihe von Beobachtungen zusammen, in denen eine cellulipetale, absteigende Degeneration der Schleife beobachtet ist.

Unter den retrograden Degenerationen in Folge einer Rückenmarksläsion behandelt Verf. zunächst die absteigende Degeneration der sensiblen Stränge. Die wiederholt beobachtete absteigende Degeneration der Hinterstränge nach myelitischen Herden auch ausserhalb der kommaförmigen Schultze'schen Fasern lässt sich nicht immer durch die Annahme degenerirter kurzen Commissurfasern erklären. Weit zahlreicher sind nun die Beobachtungen aufsteigender Degeneration in den Pyramidensträngen. Verf. beschäftigt sich besonders eingehend mit den Schmaus'schen Fällen von strangförmiger Rückenmarkserkrankung nach Rückenmarkserschütterung, die er nicht als combinirte Systemerkrankung aufgefasst wissen will, sondern als traumatische Querschnittsmyelitis mit den gewöhnlichen Degenerationen und retrograder Degeneration in Hinter- nnd Pyramidensträngen. Verf. kommt zu dem Schluss, dass die in den verschiedenen sensiblen und motorischen weissen Rückenmarkssträngen beobachtete retrograde Degeneration nicht allzu selten ist.

Während im Allgemeinen die secundären Degenerationen nur ein Neuron betreffen, kommt es doch sowohl bei der Waller'schen, wie bei der retrograden Degeneration vor, dass dieselbe nach einander mehrere Neurone befällt. Eine cerebrospinale, retrograde Degeneration dieser Art ist die mitunter beobachtete absteigende Degeneration in den Hintersträngen nach einem cerebralen Herde. Verf. hat selbst einen Fall mit hämorrhagischem Herde im Thalamus opticus und leichter Affection der Capsula interna beobachtet, in dem der Pyramidenstrang und beide Goll'sche Stränge absteigend degenerirt waren. Bei dem 12 Tage nach dem Schlaganfalle gestorbenen Patienten zeigten die Nervenfasern der Pyramidenseitenstrangbahnen starke Veränderungen des Axencylinders und des Myelins, die der Hinterstränge vorwiegend des Myelins allein, das atrophirt und verschwunden war. Für die Abhängigkeit der Hinterstrangsdegeneration von dem Hirnherde spricht das völlige Intactsein der hinteren Wurzeln, des äusseren Theils der Burdach'schen Stränge, der grauen Substanz und das allmähliche Abnehmen der Degeneration von oben nach unten. Verf. will auf Grund seiner Beobachtung einen histologischen Unterschied zwischen den beiden Formen der Degeneration feststellen; bei der Waller'schen ist die Veränderung des Axencylinders das Wichtigste, bei der retrograden das Verschwinden des Marks bei intactem Axencylinder.

Auch die experimentellen Arbeiten zeigen die Möglichkeit einer absteigenden Degeneration in den sensiblen Rückenmarkssträngen (Kleinhirnseitenstränge, Hinterstränge) nach einer Hirnläsion. Trotzdem zeigen sich in einigen Fällen die Goll'schen

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